Zusammenfassung
„Wer hat Angst vor Onkel Hans?“ Diese Frage stellte sich in Österreich in regelmäßigen Abständen (vgl. Enigl/Zöchling 2008). Hinter „Onkel Hans“ verbarg sich der inzwischen verstorbene Herausgeber der „Kronen Zeitung“, Hans Dichand. Sein Blatt ist nicht nur die größte Boulevardzeitung Österreichs, sondern mit knapp drei Millionen Lesern und einem konstant hohen Marktanteil zwischen 40 und 47 Prozent auch eine der reichweitenstärksten Zeitungen der Welt (vgl. Kaltenbrunner et al. 2007: 37). Selbst die deutsche Bild-Zeitung, die auflagenstärkste Tageszeitung Europas, kommt auf einen Marktanteil von nur rund 17 Prozent (vgl. Boenisch 2007; Resing 2007). Marktmacht spricht man der Krone vor diesem Hintergrund zweifellos zu, über die Auswirkungen ihrer speziell in Kampagnen gebündelten Meinungsmacht wird allerdings seit Jahrzehnten heftig gestritten. Beispielsweise sorgt die lang anhaltende Anti-EU-Kampagne, die im Wahlkampfjahr 2008 in einem neuen Höhepunkt gipfelte, für Aufsehen. Im Juli 2008 wandte sich die damalige SPÖ-Doppelspitze (noch amtierender Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und SPÖ-Chef Werner Faymann) in einem offenen Brief an den Herausgeber der „Krone“ und gab darin die Kehrtwende der SPÖ in der Europapolitik (EU-Vertragsänderungen sollen künftig per Volksabstimmung entschieden werden) bekannt.
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