Zusammenfassung
Im Krisenjahr 1919 sprach Max Weber in einer Veranstaltungsreihe des Freistudentischen Bundes in München zweimal zum Thema „Geistige Arbeit als Beruf“. Es war die Zeit des gewaltsam niedergeschlagenen Spartakusaufstandes und der ebenso beendeten Räterepublik. Den zweiten Vortrag über „Politik als Beruf“ hatte er ursprünglich abgelehnt und nur deshalb übernommen, weil der studentische Initiator der Reihe und spätere Journalist Emanuel Birnbaum damit gedroht hatte, andernfalls werde man den politischen Aktivisten Kurt Eisner, der die Münchner Novemberrevolution angeführt hatte, einladen. Zum gesellschaftlichen und persönlichen Kontext des Vortrags gehörten damit mehrere Elemente, die auch seinen Inhalt ausmachen: Legitime Macht und revolutionäre Gewalt, journalistische Finesse und wissenschaftlicher Geltungsdrang, zielgerichtetes Handeln mit Blick auf mögliche Nebenfolgen und moralische Appelle an die Verantwortung des Wissenschaftlers auch für die Folgen von Unterlassungen. Zur dauerhaften Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft wurden jedoch nicht Webers aktuelle Ausführungen über den Einsatz von Gewalt als Mittel der Politik angesichts revolutionärer Umtriebe, sondern seine theoretischdefinitorischen Unterscheidungen zwischen Zweck- und Wertrationalität bzw. Verantwortungs- und Gesinnungsethik.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Kepplinger, H.M. (2011). Rationalität und Ethik im Journalismus. In: Journalismus als Beruf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92915-6_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92915-6_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18470-8
Online ISBN: 978-3-531-92915-6
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