Zusammenfassung
Lareaus Forschungserkenntnisse haben in der Debatte über ungleiche Sozialisationsbedingungen zweifellos wichtige Markierungen der schichtspezifischen Forschung wieder aufnehmen können. Wenn sie im Rahmen der ethnographischen Forschung die Kinder und Jugendlichen auf dem Weg in die Arztpraxis begleitet, beobachtet, wie die Jugendlichen den Ärzten die Hand geben und in die Augen schauen, wie sie versuchen zu folgen, worüber gesprochen wird, sie sich in Konversation einmischen, Mut entwickeln, wenn es darum geht dem Lehrer zu widersprechen usw., verleiht dies den älteren Erkenntnissen Kohns erneut Gewicht. Über all diese Verhaltensweisen resümiert Kohn, dass sie Ausweis bildungsnaher Erziehungspraktiken darstellen. Und diese haben die bekannte Konsequenz: ein bestimmter Mechanismus der Erziehung, der als Förderung der Fähigkeit zur Selbststeuerung verstanden werden kann („self-direction“) führt zur Passung, Förderung von Konformität führt zur Nicht-Passung. Auch hier existieren die bekannten Startvorteile und -nachteile. Ein vorläufiges Fazit muss darum zum einen beinhalten, dass die schichtspezifische Forschung ein weiterhin hohes Maß an Aktualität besitzt. Der Zusammenhang zwischen den Sozialisationsbedingungen und Startvorteilen bzw. -nachteilen scheint fortzubestehen, die sozialen Ungleichheiten einer Gesellschaft behalten ihre Konsequenzen für die Lebensführung von Kindern und Jugendlichen, Lebensbedingungen werden übersetzt in bestimmte Erziehungsstile und spezielle Sprachcodes.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Bauer, U. (2011). Die Kritik an der schichtspezifischen Forschung (1970er–1980er Jahre). In: Sozialisation und Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92715-2_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92715-2_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17898-1
Online ISBN: 978-3-531-92715-2
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