Zusammenfassung
Die individuellen und gesellschaftlichen Folgen der Nutzung von trivialen Unterhaltungsangeboten werden auf knappe und klare Weise durch die Eskapismus- Theorie von Elihu Katz und David Foulkes verbunden.1 Ihre Kerngedanken kann man in vier Thesen rekonstruieren. Erstens, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben ist eine Handlungsmotivation, die sich auf drei mögliche Ziele richten kann – Verbesserung der Lebensumstände, Verringerung der Erwartungen oder Kompensation realer Erfahrungen durch „geborgte Erfahrungen“.2 Zweitens, alle drei Möglichkeiten mindern die Unzufriedenheit zumindest kurzfristig. Sie stellen deshalb untereinander funktionale Alternativen dar.3 Drittens, im Unterschied zur ersten und zweiten Alternative beseitigt die letzte Alternative nicht die Ursache der Unzufriedenheit, sondern lindert nur ihre Folgen. Weil es sich hierbei um eine zeitweilige Flucht vor den Problemen handelt und nicht um ihre Lösung, spricht man von eskapistischer Mediennutzung. Viertens: Ein Mittel zur Verwirklichung der dritten Alternative ist die Identifikation mit idealisierten Figuren in den Massenmedien. Dies geschieht vor allem durch die Nutzung von Unterhaltungsangeboten des Fernsehens, weil diese in besonderer Weise geeignet sind, den Alltag für einige Zeit vergessen zu lassen. Daraus folgt: Menschen, die ihr Leben nur schwer ertragen können, bevorzugen Unterhaltungsangebote, identifizieren sich dabei insbesondere mit idealisiert dargestellten Figuren und kompensieren auf diese Weise den Mangel an befriedigenden realen Erfahrungen.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Kepplinger, H.M. (2010). Identifikation mit Fernsehfiguren. In: Medieneffekte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92614-8_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92614-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17735-9
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