Zusammenfassung
Frauengruppen aus unterschiedlichen Richtungen wirkten in der großen Welle der Friedensbewegung in Deutschland ab 1979 mit. So differenzierte sich die Frauenfriedensbewegung in der Bundesrepublik in ihr als breite, aber in sich heterogene Strömung heraus, die rasch viele Menschen vor Ort ansprach und mit der Frauen eigene Stimmen in dieser aufbrandenden Protestwelle gewannen. Sie stellte damals die grundlegenden Fragen der Frauenbewegung zu Ende der 1970er Jahre: Was bedeutet zum Ersten Gleichheit? Heißt sie die Integration von Frauen in die Bundeswehr oder eher die Abschaffung des Militärs und des militärisch begründeten Sicherheitsdenkens? Ist die Geschlechterdifferenz zum Zweiten biologisch begründet, so dass Frauen aufgrund ihrer Mutterschaft von Natur aus friedfertig sind? Oder ist diese „weibliche Friedfertigkeit“ eher ein Ergebnis der gesellschaftlichen Machtverhältnisse und Arbeitsteilungen, die selbst kritisch zu hinterfragen und zu überwinden sind? Sollten nicht Frauen, z.B. nachdem sie lange als Krankenschwestern und „Engel der Schlachtfelder“ die Verwundeten gepflegt haben, diese Rolle grundlegend verweigern und sich stattdessen insgesamt gegen den Krieg einsetzen? Die dritte große Frage war die nach dem Friedensbegriff – auch nach dem der Friedensbewegung: Bezeichnet er nur die Abwesenheit äußerer militärischer Konflikte oder schließt er auch Gewaltfreiheit in der Gesellschaft, z.B. gegenüber Frauen, Kindern und anderen verletzbaren Gruppen ein? Wie kann ein friedlicher Alltag ohne Gewalt gedacht und verwirklicht werden? In diesem Zusammenhang dachte die Frauenfriedensbewegung auch neu über das Verhältnis von Alltagsraum und Demokratie nach: Was bedeutet das Leben neben einem Raketenstützpunkt für die Frauen, Männer und Kinder in der Region und wer kann demokratisch über diesen Raum entscheiden?
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Lenz, I. (2010). Anstiftung der Frauen zum Frieden. In: Lenz, I. (eds) Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92594-3_23
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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