Zusammenfassung
Wir wenden uns zuallererst dem Problem zu, wie sich einzelne Akteure – das „einsame Subjekt“, wie es Humboldt oder auch Schütz (1974/1932, S. 47) formuliert haben –1 die sie umgebende äußere (wie auch ihre innere) Welt erschließen, sich in ‚ihrer Welt‘ sinnhaft orientieren und intentional handeln. Hinter diesem Problemaufriss steht zuvorderst die anthropologische Feststellung von der Instinktentbundenheit des Menschen. In positiver Wendung besagt dies, dass der Mensch im Unterschied zum Tier seine Ziele selbst setzen und sein Handeln grundsätzlich bewusst im Hinblick auf Ziele anlegen und auch seine Absichten reflektieren kann. In negativer Formulierung besagt dies, dass er über kein fixiertes Handlungsprogramm verfügt, sondern sein Handeln mit Bezug auf die äußere, natürliche und soziale Umwelt festlegen und dazu Erwartungen über deren Wirkung ausbilden und ansetzen muss. Folgen wir dem hier dargelegten methodologischen Prinzip, wonach soziologische Erklärungen keinesfalls mit starken Strukturannahmen beginnen sollten, aus denen sich die Problemlosigkeit aller sozialen Beziehungsformen ableiten lässt, dann kann auch nicht ohne Weiteres unterstellt werden, dass Bewertungen und Erwartungen – die hier als zentral betrachteten Handlungsaspekte – immer einfach vorauszusetzen oder deren Entstehung als theoretisch irrelevant eingestuft werden kann. Vielmehr sind zwei Fragen zu klären: Erstens, wie es formal freien und sinnhaft handelnden Individuen gelingt, vor dem Hintergrund gegebener Intentionen berechtigte Vermutungen über die Beschaffenheit der Welt und damit über die Effekte ihres Handelns in dieser Welt auszubilden. Zum Zweiten kann aber auch angesprochen werden, wie die Akteure zu ihren Absichten gelangen und diese angesichts der Eigenheiten ihrer Handlungssituationen konkretisieren.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Maurer, A., Schmid, M. (2010). Orientierung. In: Erklärende Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92591-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92591-2_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14013-1
Online ISBN: 978-3-531-92591-2
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