Zusammenfassung
Die Feststellung, das deutsche Schulsystem vermöge Chancenungleichheit nicht auszugleichen und erzeuge sie darüber hinaus auch, ist mittlerweile zum selbstverständlichen Bestandteil öffentlicher Diskurse geworden. Neben den internationalen Schulleistungsstudien (Baumert et al. 2006; Bos et al. 2007) zeigt auch die Sozialberichterstattung einen äußerst engen Zusammenhang von Herkunft und Bildungsverlauf auf, der im internationalen Vergleich hervorsticht. Wie die bestehende Chancenungleichheit abgebaut werden könne, wird deshalb breit diskutiert und dabei die Familie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Um möglicher Weise fehlende familiäre Unterstützung so bald als möglich zumindest teilweise ausgleichen zu können, wird in dieser Debatte die frühe Kindheit als wichtigstes Feld der Förderung von Bildungsprozessen bestimmt. Ziel ist es dabei, potentiell benachteiligten Kindern und Jugendlichen bessere aktuelle und spätere Teilhabechancen zu ermöglichen. Somit ist es vor allem die Population der kleinen Kinder, die in den jüngsten Bildungsreformen zum Ziel staatlicher Interventionen wird.
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Literaturverzeichnis
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Tervooren, A. (2010). Expertendiskurse zur Schulfähigkeit im Wandel. Zur Ausstreuung von Diagnostik. In: Bühler-Niederberger, D., Mierendorff, J., Lange, A. (eds) Kindheit zwischen fürsorglichem Zugriff und gesellschaftlicher Teilhabe. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92382-6_12
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