Zusammenfassung
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die glücklichste Frau im ganzen Land?“ Hätte man diese Frage nicht dem ‚märchenhaften“ Spiegel gestellt, sondern der BWZ, also dem bunten TV-Programm, das einmal die Woche kostenfrei der Tageszeitung WAZ beiliegt, dann hätte die BWZ geantwortet: Jennifer Aniston, eine der Stars aus der vor allem bei Jugendlichen beliebten USamerikanischen Fernsehserie ‚Friends“ ist die „Glücklichste Frau in Hollywood“! Zumindest im Heft vom November 2001 titelte nämlich so das Blatt auf der Frontpage. Den Grund für die Ernennung zur glücklichsten Frau Hollywoods liest man wenige Seiten später: „Sie mag sich wie sie ist“ (BWZ, Nov. 2001: 4) – obwohl sie an Po und Brust etwas rundlich ist. Aber der wahre Grund für ihr überdimensioniertes Glück ist deutlich handfester: Denn mit Brad Pitt, mit dem sie seit einem Jahr verheiratet ist, (so verrät uns die BWZ) angelte sie sich „einen wahren Frauenschwarm“. Und der zeigte auch öffentlich, wie glücklich er mit Jennifer ist, was wiederum diese glücklich machte, denn: „Es gibt nichts Bewegenderes, als einen Mann an seiner eigenen Hochzeit weinen zu sehen.“ Da kann auch Jen nicht zurückstehen. Ihr Kommentar im bunten Blatt: „Ich könnte schreien vor Glück“ (ebd.).
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Literatur
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Reichertz, J. (2010). „Ich könnte schreien vor Glück“ oder: Formen des Glücks in den Massenmedien. In: Die Macht der Worte und der Medien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92020-7_6
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Online ISBN: 978-3-531-92020-7
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