Zusammenfassung
Ronald Hitzler hat in seiner Rezeption des dramatologischen Ansatzes Erving Goffmans dessen Menschenbild folgendermaßen skizziert: Der „Goffmensch“ ist „ein prinzipiell verunsichertes Wesen, das ständig Probleme zu bewältigen, Antworten zu suchen, ja Rätsel zu lösen hat. Der Goffmensch lebt, er kann nicht anders, unweigerlich ein ‚riskantes’ Leben“ (Hitzler 1992: 451). Ein gelingendes Zusammenleben müsse als ein „sich andauernd wiederholende(s) Problem für jeden einzelnen Interaktionsteilnehmer“ (ebd. 452) verstanden werden, die „prekäre Fragilität der menschlichen Sozialität“ (ebd. 455) sei unhintergehbar. Gleichwohl leben Menschen in Routinen und wähnen sich in Sicherheiten, auch wenn die Konstanzerwartungen, derer es dazu bedarf, auf Idealisierungen beruhen, wie Alfred Schütz gezeigt hat: auf den Idealisierungen des „und so weiter“ und des „ich kann immer wieder“ (Schütz/Luckmann 1975: 88). Der in der natürlichen Einstellung des Alltags lebende Mensch nimmt es, so Schütz, als fraglos gegeben an, dass die Dinge des Alltags so weiter laufen werden, wie sie es immer getan haben, und dass er deshalb mit eingespielten Handlungsweisen immer wieder erfolgreich wird agieren können.
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Meuser, M. (2010). Fragile Sicherheiten. In: Honer, A., Meuser, M., Pfadenhauer, M. (eds) Fragile Sozialität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92017-7_9
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