Zusammenfassung
Das Alter ist in modernen Gesellschaften eine im Alltag allgegenwärtige Größe. Neben rechtlichen Regelungen – etwa zum Beginn der Schlupfl icht, der Volljährigkeit, der Berechtigung zum Führen von Fahrzeugen oder dem Bezug von Altersrenten – existieren zahlreiche Normen und Regeln, wie man sich altersgemäß zu verhalten habe. Beispielsweise werden „Alterserwartungscodes“ formuliert, „in denen explizit oder beiläufi g Alter immer wieder konstruiert, Verpfl ichtungen erinnert, Erwartungen modifi ziert, kontinuierlich Zeitdeutungen produziert werden“ (Göckenjan 2000: 25). Zugleich werden regelmäßig individuelle Merkmale mit entsprechenden Durchschnittswerten anderer Personen ähnlichen Alters verglichen – z. B. schulische Leistungen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen – und Kollektive hinsichtlich ihres Durchschnittsalters bewertet – z. B. Fußballmannschaften, Beschäftigte in einem Unternehmen oder ganze Bevölkerungen. Schließlich werden jährlich wiederkehrende Ereignisse gefeiert, Geburts- oder Namenstage, und es lässt sich vermuten, dass viele Menschen die Jahre bis zur Volljährigkeit oder Rente in freudiger Erwartung zählen. All diese Praktiken sorgen dafür, dass ein jeder ständig sein eigenes Alter kennt und dieses bei einer entsprechenden Frage ohne großes Nachdenken nennen kann (oder zumindest – falls dem einmal nicht so sein sollte – dieses leicht z. B. durch Subtraktion des Geburtsjahres vom aktuellen Jahr errechnen kann). Man kann also sagen, das Alter strukturiert unser tägliches Leben wie auch unsere biografi schen Perspektiven – Bilanzierungen und Erwartungen –, eröffnet und begrenzt Handlungsspielräume und weist uns einen Platz in der Gesellschaft an. Das Alter scheint dabei eine ganz natürliche Gegebenheit zu sein, eine Naturtatsache sozusagen.
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Ausgewählte Literatur
Elwert, Georg/Kohli, Martin/Müller, Harald K. (Hrsg.) (1990): Im Lauf der Zeit. Ethnographische Studien zur gesellschaftlichen Konstruktion von Lebensaltern. Saarbrücken u. a.: Breitenbach
Green, Bryan S. (1993): Gerontology and the construction of old age. A study in discourse analysis. New York: Aldine de Gruyter
Hazan, Haim (1994): Old age. Constructions and deconstructions. Cambridge: Cambridge University Press
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Schroeter, K.R., Künemund, H. (2010). „Alter“ als Soziale Konstruktion – eine soziologische Einführung. In: Aner, K., Karl, U. (eds) Handbuch Soziale Arbeit und Alter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92004-7_41
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