Zusammenfassung
Unter Kapitalismus versteht man im Allgemeinen eine Ordnung der Wirtschaft, deren zentrales Merkmal darin besteht, dass die Eigentümer von Produktionsmitteln in Produktionsprozessen beliebiger Art die Arbeitskraft von Personen, die kein solches Eigentum besitzen, mit dem Ziel verwenden, die Ergebnisse der Produktion gewinnbringend auf Märkten abzusetzen. Eine solche Ordnung stellt eine revolutionäre Neuerung dar. In der Produktion begegnen sich zwei hinsichtlich ihrer ,Stellung im Produktionsprozess’ völlig verschiedene, in ihren Interessen sogar, wie Marx meinte, diametral entgegengesetzte Personengruppen: Die kleine Gruppe der Inhaber der Produktionsmittel, denen - oder deren Beauftragten -die Aufgabe obliegt, die Produktion zu organisieren, und die große Gruppe der abhängig Beschäftigten, die nichts besitzen als ihre eigene Arbeitskraft und die daher zur Fristung ihres Lebensunterhalts ganz und gar darauf angewiesen sind, eine Anstellung in einer kapitalistischen Unternehmung zu finden. Man kann sich leicht vorstellen, dass eine Ordnung, welche im Zentrum der Schaffung des gesellschaftlichen Reichtums zwei Personengruppen zusammenbindet, die antagonistische Interessen verfolgen, einen enormen gesellschaftlichen Zündstoff birgt. Umso verwunderlicher ist es daher, dass sich diese Ordnung trotz vielfältiger Krisen nicht nur als erstaunlich stabil erwiesen hat, sondern darüber hinaus spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten hat. Allerdings wurde die Entstehung und die Expansion dieser Ordnung von Anfang an von einer grundsätzlichen Kritik begleitet, welche ihre Nachteile für weit schwerwiegender einschätzt als ihre doch auch unbestreitbaren Vorteile und die sich daher die Erlösung von den Übeln dieser Ordnung nur in einer Wirtschaft und Gesellschaft jenseits des Kapitalismus vorstellen kann.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Berger, J. (2009). Kapitalismusanalyse und Kapitalismuskritik. In: Der diskrete Charme des Marktes. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91978-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91978-2_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15967-6
Online ISBN: 978-3-531-91978-2
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