Zusammenfassung
Mitten in der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit ein Buch herauszubringen, dessen Titel Märkten einen wenn auch „diskreten Charme“ attestiert und dessen Inhalt offensichtlich mehr die Erfolgsseite der kapitalistischen Vergesellschaftung als ihre Schattenseiten ins Licht rückt, scheint ein gewagtes Unterfangen. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass freie Märkte das Gemeinwohl mehr gefährden als fördern, dann wurde dieser Beweis nach Meinung vieler Beobachter durch die weltweite Krise der Finanzmärkte seit Herbst 2007 geliefert. Diese Krise wird allgemein als direkte Folge einer schrittweisen Liberalisierung der Finanzmärkte angesehen, die seit dem Zusammenbruch des sog. Bretton Woods Systems und dem dadurch eingeleiteten Übergang zu einem Regime freier Wechselkurse die Wirtschaftspolitik prägt. Die schädlichen Folgen dieser Liberalisierung dominieren heute den öffentlichen Diskurs. „Wir erleben im Moment einen Exzess der Märkte, der wieder eingezwängt werden muss in eine soziale Ordnung“; so äußerte sich z.B. die Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich eines Treffens mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy, auf dem gemeinsame Maßnahmen der beiden Regierungen gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise beraten wurden (Süddeutsche Zeitung 11.10.2008). Wie diese soziale Ordnung im einzelnen aussehen soll, ließ die Kanzlerin zwar offen, aber mit ihrem Verweis auf den „Exzess der Märkte“, die wieder in eine soziale Ordnung eingebunden werden müssten, bekräftigte sie nur die in der Politik und der öffentlichen Meinung vorherrschende Interpretation der Ursachen für die tiefen Verwerfungen auf den Finanzmärkten: Es habe vor allem an einer ausreichenden Kontrolle der Aktivitäten von Finanzakteuren (in erster Linie Banken, Investmentgesellschaften aller Art und Versicherungsgesellschaften) gefehlt.
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Berger, J. (2009). Einleitung. In: Der diskrete Charme des Marktes. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91978-2_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15967-6
Online ISBN: 978-3-531-91978-2
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