Die matriarchale Gesellschaftsform ist nicht die Umkehrung der patriarchalen, sondern besitzt eine völlig andersartige gesellschaftliche Struktur. Sie existierte weltweit in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Zonen der Erde, die Pflanzenbau zulassen, und hat sich in Enklaven bis in die Gegenwart erhalten. Sie löste die frühere Jäger- und Sammlerinnenkultur ab durch umwälzende Entwicklungen, die wesentlich von Frauen initiiert wurden: die Erfindung des Pflanzenanbaus, der vom einfachen Gartenbau bis zum großflächigen Ackerbau mit Hilfe komplizierter Bewässerungssysteme reicht, die Veredelung von Pflanzen und die Domestikation von Haustieren, die Erfindung des Hausbaus und der häuslichen Künste wie Spinnen und Weben von Pflanzenfasern, Töpferei, Kochen und Konservieren von Lebensmitteln. Hinzu traten die ersten Wissenschaften wie Pflanzenheilkunde, frühe Astronomie zur Bestimmung von Aussaat und Ernte sowie eine hochentwickelte Architektur in steinernen Grabanlagen, Kultplätzen und Observatorien (Megalithkultur). Man nennt die Entwicklung dieser neuen Wirtschafts- und Lebensweise die „neolithische Revolution“.
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Göttner-Abendroth, H. (2008). Matriarchat: Forschung und Zukunftsvision. In: Becker, R., Kortendiek, B. (eds) Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91972-0_2
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