Die Entwicklung von Wirtschaftsverbänden

Die Verbände sind im 19. Jahrhundert entstanden, noch vor Gründung des Kaiserreichs. Die entscheidende Rolle spielte der Staat. Der Staat förderte Handelskammern sowie die freiwillige Organisierung in Verbänden (Fischer 1972; Pierenkemper 1988; Erdmann 1968). Preußen war Vorreiter der Entwicklung, es übernahm ab 1814/15 nahezu unverändert das napoleonisch geprägte Kammersystem, die anderen deutschen Staaten folgten (Eckert 1922; Fischer 1972; Zeyss 1907). Diese Entwicklung war Teil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels der frühen Industrialisierung. Der Wandel zwang zu neuen Formen der Organisierung und Interessenvertretung. Ein Vorteil des modernen Kammersystems gegenüber den traditionellen Organisationen war das Prinzip der Zwangsmitgliedschaft (Fischer 1964; Adam 1979). Dieses brachte den Kammern umfassende Ressourcen, die Mitglieder lernten das Potenzial von organisierten Gruppen kennen und das von Organisationen mit Kontinuität. Neben weiteren Funktionen boten die Kammern ihren Mitgliedern auch die Möglichkeit, gegenüber dem Staat Interessen zu vertreten (Fischer 1972). Auf die Entstehung der modernen Kammern folgte die Organisierung in Verbänden (Pierenkemper 1988; Erdmann 1968). Kammern und Verbände überlappten sich zunächst in Funktionen und Strukturen (Tschierschky 1908; Wehler 1974).