Österreich nimmt mit der frühzeitigen Anerkennung und der Institutionalisierung des Islam innerhalb Europas eine Sonderstellung ein. Die gesetzliche Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft ist in Österreich nicht auf die Gastarbeiterzuwanderung der 1960er und 70er Jahre zurückzuführen (vgl. Kroißenbrunner 2003: 376), sondern hat eine lange Geschichte, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht. Als Folge der Eingliederung von Bosnien und der Herzegowina in die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie im Jahre 1908 gerieten etwas mehr als eine halbe Million muslimischer Bosniaken unter österreichische Herrschaft (vgl. Schmied 2005: 189). Diese Annexion führte 1912 zu einer Erweiterung des eher auf christliche Organisationsstrukturen zugeschnittenen Anerkennungsgesetzes von 1874. Mit dem Islamgesetz von 1912 wurden die Anhänger des Islam nach hanafitischem Ritus als Religionsgemeinschaft anerkannt. Folgende Konsequenzen waren damit verbunden (vgl. ebd.: 190):
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das Recht auf gemeinsame öffentliche Religionsausübung,
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das Recht, die inneren Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten,
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das Recht auf Besitz und Nutzung der für Kultus-, Unterrichts- und Wohltätigkeitszwecke bestimmten Anstalten, Fonds und Stiftungen,
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die rechtliche Gleichstellung mit den anderen anerkannten Religionsgesellschaften und somit die Anwendbarkeit des Gesetzes über die interkonfessionellen Verhältnisse.
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Khorchide, M. (2009). Islam in Österreich und Deutschland. In: Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91510-4_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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