Auszug
Das Gymnasium wandelte sich in den letzten Jahrzehnten von einer Eliteanstalt zu einer Schule mit dem mittlerweile „attraktivsten Programm einer intellektuell anspruchsvollen Grundbildung“ für einen breiten Anteil der Sekundarschüler (Baumert u.a. 2005: 487). Die Expansion des Gymnasiums ist zum einen auf die demographische Entwicklung und zum zweiten auf die verstärkte Nachfrage nach gymnasialer Bildung aus allen gesellschaftlichen Gruppen zurückzuführen. Auch wenn sich auf diese Weise die Heterogenität der Schülerschaft am Gymnasium hinsichtlich des familiären Bildungshintergrunds erheblich vergrößert hat, darf die Veränderung der sozialen Zusammensetzung der Gymnasialschüler dennoch nicht überschätzen werden, da nach wie vor die Mehrheit aus der breiten Mittelschicht der Bevölkerung stammt (vgl. Baumert u.a. 2005: 518). Zu Ganztagsschulen bzw. Schulen mit Ganztagsangebot werden die Gymnasien zur Zeit im Vergleich mit anderen Schulformen eher selten: die Gymnasiasten nehmen im Schuljahr 2002/2003 mit 3,89% zusammen mit den Realschülern (3,98%) die geringsten Anteile der am Ganztag partizipierenden Gruppe ein, während die Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule mit 66,81% den größten Anteil der am Ganztag teilnehmenden Gruppe einnehmen, gefolgt von den Sonderschülern (30,49%) und den Hauptschülem (10,24%) (vgl. Fees 2005: 128). Aktuell wird für manche Bundesländer zwar eine starke Erhöhung des Anteils der Ganztagsgymnasien berichtet (z. B. für Hamburg auf 93,6 % vgl. Quellenberg 2007: 18), dabei wird jedoch nicht reflektiert, inwiefern dies im Zusammenhang steht mit der Schulzeitverkürzung der Gymnasien auf acht Jahre, die das Angebot von Unterricht am Nachmittag erforderlich macht.1
So heißt es in einer Pressemeldung vom 23.06.2006: „Außerdem machen alle Hamburger Gymnasien im Zuge der Schulzeitverkürzung auf acht Jahre Ganztagsangebote“. http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/pressemeldungen/2006/august/23/2006-08-23-bbsganztagsschulen.html (12.9.2007)
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Literatur
Baumert, Jürgen/ Roeder, Peter Martin / Watennann, Rainer (2005): Das Gymnasium — Kontinuität im Wandel. In: Cortina, Kai S./ Baumert, Jürgen/ Leschinsky, Achim/ Mayer, Karl Ulrich/ Trommer, Luitgard (Hrsg.): Das Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag: 487–524.
Fees, Konrad (2005): Die öffentliche Ganztagsschule in Deutschland. In: Ladenthin, Volker/ Rekus Jürgen (Hrsg.): Die Ganztagsschule. Alltag, Reform, Geschichte, Theorie. Weinheim und München: Juventa: 125–161.
Quellenberg, Holger (2007): Ganztagschule im Spiegel der Statistik. In: Holtappeis, Heinz-Günter/ Klieme, Eckhard/ Rauschenbach, Thomas/ Stecher, Ludwig (Hrsg.): Ganztagsschule in Deutschland. Ergebnisse der Ausgangserhebung der „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschule“ (StEG). Weinheim und München: Juventa: 14–36.
Rabenstein, Kerstin (2007): Das Leitbild des selbstständigen Schülers. Machtpraktiken und Subjektivierungsweisen in der pädagogischen Reformsemantik. In: Rabenstein, Kerstin/ Reh, Sabine (Hrsg.): Kooperatives und selbstständiges Arbeiten von Schülern. Zur Qualitätsentwicklung von Unterricht. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften: 39–60.
Wernet, Andreas (2006): Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik. (2. überarb. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Rabenstein, K., Kolbe, FU., Steinwand, J., Hartwich, K. (2009). Fehlende gymnasiale Arbeitshaltung der Schüler — Legitimationsfiguren an Gymnasien. In: Kolbe, FU., Reh, S., Idel, TS., Fritzsche, B., Rabenstein, K. (eds) Ganztagsschule als symbolische Konstruktion. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91354-4_8
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