Auszug
In der theoretischen Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen hat sich der Begriff Gender erst in den 1970er Jahren eingebürgert um mit dieser Bezeichnung auf die Konstruiertheit von Geschlecht zu verweisen. Vor allem feministische Forscherinnen problematisieren die Naturalisierung des Geschlechtsunterschiedes und damit auch all die Argumente, die von der ‚Natur der Frau‘ ausgehen und daraus gesellschaftliche Erwartungen hinsichtlich dessen ableiten, was eine Frau zu tun habe. Bereits 1949 weist Simone de Beauvoir auf die kulturelle Formung des Geschlechts hin, wenn sie davon spricht, dass die Frau „nicht als Frau geboren wird“ (Beauvoir 1968: 265), sondern „ein Zivilisationsprodukt ist“ (Beauvoir 1968: 675). Die Frau ist „das (...), wozu man sie gemacht hat“ (Beauvoir 1968: 676). Die Wurzeln dafür finden sich nach Beauvoir im westlichen Denken, in dem, beginnend mit der Antike, die Frau als das Andere des Mannes konzipiert wird. Der Mann steht für den Menschen schlechthin, während die Frau im Unterschied zum Mann definiert wird. Mann und Frau bilden eine binäre Opposition, das ist ein Begriffspaar, bei dem sich die beiden Pole bedingen, aber gegenseitig ausschließen. Die binäre Opposition Mann/Frau wird mit anderen Gegensatzpaaren wie stark/schwach, rational/emotional, aktiv/passiv, Kultur/Natur, Geist/Körper verknüpft und ergibt eine Bedeutungskette, bei der jeweils die Pole auf der einen Seite das Bedeutungsfeld ‚Mann‘ und die Pole auf der anderen Seite das Bedeutungsfeld ‚Frau‘ bilden. Gleichzeitig erscheinen die beiden Pole nicht als gleichwertig, die Seite mit „Mann, stark, rational, aktiv, Kultur“ nimmt die privilegiertere Position ein. Diese Bedeutungsfelder von Mann und Frau symbolisieren die Ungleichheit der beiden Geschlechter, die sich konkret in einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung niederschlägt: der Mann ist für den öffentlichen, die Frau für den privaten Bereich zuständig.
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Hipfl, B. (2008). Gender und Medien. In: Sander, U., von Gross, F., Hugger, KU. (eds) Handbuch Medienpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8_71
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