Auszug
Um eine Freier-Studie mit empirischem Material durchzuführen, bedarf es einiger Vorüberlegungen. Dabei geht es v. a. um Fragen der Methodenwahl, des Samples und der Repräsentativität (2.1) sowie einer Reflektion der Interviewphase (2.2). Denn die Thematik der Prostitution hat bestimmte Probleme aufgeworfen. Diese können ebenfalls in anderen Forschungsprojekten—vielleicht etwas unauffälliger—wirksam sein. In meinem Fall trat ein, dass die Probanden sich mir als Interviewerin gegenüber in gewisser Weise als Freier verhalten haben. denn es waren vor allem zwei Motivationen zur Teilnahme an dem Interview, die ich ausmachen konnte: die Erleichterung, die das Sprechen mit sich brachte und durch die manchen Interviews eine Beichten-Funktion zukam, sowie der „erotische Kick“ (Äußerung eines Probanden), den das Sprechen über Sexualität für manche Probanden beinhaltete. Für beide Aspekte war es von Bedeutung, dass die Interviewerin eine Frau war. Denn vor Frauen, die nicht in der Prostitution arbeiten, werden die jeweiligen Aktivitäten darin geheim gehalten. Mit einer Frau darüber zu sprechen, war daher besonders bedeutungsgeladen; von ihr Absolution zu erhalten, umso wichtiger. Da Männer in der Prostitution Erleichterung erfahren, indem sie unproblematisch Sex haben und eventuell auch dort über ihre Probleme sprechen können und die Interviewsituation durch die Erinnerung an sexuelle Erlebnisse erotisch aufgeladen wurde, scheinen sich in der Interviewsituation viele Momente der Prostitution widerspiegelt zu haben.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Grenz, S. (2007). Methodologie. Verwicklungen von Macht und Erotik in Interviews mit Freiern. In: (Un)heimliche Lust. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90667-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90667-6_2
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