Zwischen Konvergenz und Pfadabhängigkeit: New Public Management in den Hochschulsystemen fünf ausgewählter OECD-Länder

Auszug

Die tradierten Governance-Muster von Universitäten — insbesondere die von Professoren dominierte Selbstverwaltung — sind weltweit unter politischen Veränderungsdruck geraten. Die Frage nach der Governance der Hochschulen gilt vielen Regierungen als Schlüssel für deren künftiges Leistungspotential, die Fähigkeit humanes und monetäres Kapital anzuziehen und mittelbar auch für die Stellung ihrer nationalen Standorte im globalen Wettbewerb. Wenn sich auf Feldern wie der Hochschulpolitik oder sogar politikfeldübergreifend in einem bestimmten Zeitraum in verschiedenen Staaten die Politikinhalte und -muster einander angleichen, kann es dafür grundsätzlich verschiedene Erklärungen geben (Knill 2005; Holzinger/Knill 2005). Politikkonvergenz kann auf die hegemoniale Stellung eines Landes zurückgehen, das anderen seine Politikinhalte und -muster zu oktroyieren vermag. Konvergenzdruck kann auch auf Konkurrenz zwischen Nationen — etwa bei der Ansiedlung von Unternehmen — zurückgehen. Maßnahmen der internationalen Harmonisierung, also der bewussten horizontalen Abstimmung zwischen Staaten, sind eine weitere mögliche Ursache von Konvergenz. Alle diese Faktoren scheinen indes für die heute beobachtbaren Reformen der Governance-Strukturen von Hochschulsystemen auszuscheiden. Hier gibt es auf der internationalen Ebene keinen hegemonialen Akteur, eine Konkurrenz um das beste Governance-Regime findet ebenfalls nicht statt, und bislang existieren in der Hochschulpolitik auch noch keine supranational vereinbarten Regelsysteme für „good governance“, die eine nationale Angleichung der Governance-Strukturen befördern.¹

Womit natürlich nicht gesagt ist, dass es keine entsprechenden Empfehlungen internationaler Organisation für eine „best practice“ im Bereich der Hochschul-Governance gäbe. Best-Practice-Modelle zur Reform staatsnaher Sektoren und Länderstudien mit „Benchmarking“-Charakter werden z. B. von der PUMA-Gruppe innerhalb der OECD, der Weltbank, dem IMF und einer Reihe privater Stiftungen verbreitet und dienen nationalen Hochschulpolitikern als Quelle zusätzlicher Legitimität für ihre Reformziele (Pollit/Bouckaert 2000: 20, 21; Sahlin- Andersson 2002). Intergouvernemental vereinbarte Regelungen zur Angleichung von Studienabschlüssen und Curricula-Strukturen, wie seit 1999 im Bologna-Prozess fortgeschrieben, werden zwar mutmaßlich Effekte auf die Governance von Hochschulen haben; sie haben die Veränderung von Governance aber nicht unmittelbar zum Thema und tangieren diese daher auch nur am Rande.