Auszug
„Wer Hitler wählt, wählt zum letztenmal; Im Dritten Reich gibt es keine Wahl“1, schreibt einige Tage vor der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 die sozialdemokratische Zeitung „Vorwärts“. Zur gleichen Zeit warnt das republiktreue „Berliner Tageblatt“:
„Wer der Urne fernbleibt, obwohl er weiß, daß ein Wahlerfolg Hitlers und seiner Hilfstruppen ein Verhängnis für die Republik wäre, hilft Hitler ebensosehr, wie wenn er einen nationalsozialistischen Stimmzettel in die Urne steckte. Die faschistische Diktatur, die Gewaltherrschaft von Dilettanten und Fanatikern, kann in Deutschland nur vermieden werden, wenn am 31. Juli alle, die den Sinn der Entscheidung begriffen haben, zur Wahl gehen und gegen Hitler, gegen Papen, gegen die Reaktion in jeder Form stimmen.“2
Im Sommer 1932 war hingegen im nationalsozialistischen „Völkischen Beobachter“ zu lesen: „Es geht nicht darum, Männer auszuwechseln und den bisherigen Kurs unverändert beizubehalten. Das System muß fallen! (...) Wir aber wollen nicht Partei bleiben. Wir wollen Volk werden!“3
Vorwärts, „Das ‚System’ Hitlers. — Die Rückkehr in den Absolutismus.“ Nr. 349, 27.7.1932, S. 4.
Berliner Tageblatt, „Wer nicht wählt, hilft Hitler!“, Nr. 358, 30.7.1932 (MA), S. 1.
Vgl. Völkischer Beobachter, „Die große Not ist da“, Nr. 201, 19.7.1932, S. 3.
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Quellen und Literatur
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Engelmann, T. (2007). Auge um Auge, Zahn um Zahn — die Presse im (Wahl)kampf 1932. In: Jackob, N. (eds) Wahlkämpfe in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90448-1_5
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