Auszug
Das Bildungswesen ist legitimiert durch den Glauben an leistungsgerechte Abschlüsse und formale Selektionsmechanismen. Dem meritokratischen Grundprinzip des Bildungswesens entsprechend sollten Begabungen und Leistungen über den Erfolg bzw. Misserfolg der schulischen Laufbahn entscheiden. Ein höheres Ziel strebt sogar eine Ausgleichsfunktion der Schule an, nach der Defizite des Elternhauses in der Schule ausgeglichen werden sollten. Spätestens seit den PISA-Ergebnissen ist jedoch allgemein bekannt, dass in Deutschland maßgeblich die soziale Herkunft über schulischen Erfolg entscheidet, die Leistungspotentiale gerade der niedrigeren sozialen Ränge nicht ausgeschöpft werden und wir deshalb hinter anderen Ländern und Spitzenwerten zurück bleiben (Baumert und Schümer 2001; Solga 2005a; Becker und Schubert 2006). „Deutschland gehört zu den ‘Weltmeistern’ bei der Benachteiligung der Kinder aus sozial schwachen Schichten; im deutschen Bildungssystem sind die Barrieren, die der Entwicklung des Leistungspotenzials dieser Kinder im Wege stehen, besonders hoch“ (Geißler 2005: 76).
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Literatur
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Spellerberg, A. (2006). Bildung und Lebensstile — Ein Fließgleichgewicht auf Modernisierungskurs. In: Hadjar, A., Becker, R. (eds) Die Bildungsexpansion. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90325-5_10
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