Auszug
Wenn man sich mit der Weberschen Wirtschaftssoziologie beschäftigt — genauer mit den Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens, dem zweiten Kapitel von Wirtschaft und Gesellschaft 1 — steht man bald vor einem Problem: Dieses Kapitel erschließt sich dem Leser nicht unbedingt leicht. Der Blick in die Sekundärliteratur hilft dabei nicht sehr viel weiter. Denn obwohl die lange vernachlässigte Wirtschaftssoziologie Webers in den letzten Jahren wieder stärker in den Fokus gerückt ist2, krankt die Diskussion in meinen Augen daran, dass das zweite Kapitel von Wirtschaft und Gesellschaft weder methodologisch noch werkgeschichtlich, noch inhaltlich hinreichend erschlossen und in seinen Bezügen klargelegt ist. Dieser Mangel kann im Rahmen eines Aufsatzes natürlich nicht behoben werden, aber einen kleinen Ausflug in die Kategorien des Wirtschaftens will ich dennoch wagen: Ein wichtiger Bezugspunkt der Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens ist zweifellos die Wirtschaftstheorie, und zwar die der zeitgenössischen österreichischen Grenznutzenschule.3 Deren theoretischer Dreh- und Angelpunkt war das Konzept des Grenznutzens.
Max Weber (1990), im Folgenden mit WuG abgekürzt.
Insbesondere in den Diskussionszusammenhängen von Weberscher Soziologie und Wirtschaftstheorie (z.B. Kim 1994, Peukert 2004) bzw. Rational-Choice-Theorie (Norkus 2001) oder der Frage nach einer verstehenden Wirtschaftssoziologie, die eine mögliche Herausforderung für die neuere Wirtschaftssoziologie darstellen könnte (Vgl. dazu den Beitrag von Prätorius in diesem Band).
Wenn man den wirtschaftstheoretischen Komponenten der soziologischen Kategorien des Wirtschaftens eine Lesart nach der heute vorherrschenden allgemeinen Gleichgewichtstheorie zugrunde legt, so läuft man Gefahr, die Wirtschaftssoziologie völlig zu verzeichnen und Webers Argumentation im schlechtesten Fall schlichtweg nicht zu verstehen.
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Morlok, C. (2006). Eine kleine Soziologie des Grenznutzens. In: Albert, G., Bienfait, A., Sigmund, S., Stachura, M. (eds) Aspekte des Weber-Paradigmas. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90121-3_6
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