Zusammenfassung
In der Geschlechterforschung hat sich eine Vorstellung von Geschlecht durchgesetzt, die dieses nicht länger als Eigenschaft von Personen versteht, sondern als Ergebnis eines kontinuierlichen und interaktiven Herstellungsprozesses. Geschlecht, verstanden als aktive Leistung handelnder Akteur_innen, ist dabei nicht einfach nur eine Möglichkeit, sondern eine normative Anforderung. In unserer Gesellschaft besteht ein Zwang zur Vergeschlechtlichung. Alle Individuen müssen sich eindeutig geschlechtlich differenzieren – als Frau oderals Mann – und dieses Geschlecht dauerhaft unter Beweis stellen. Sie sind, wie es Bourdieu (2005) ausdrückt, einer unablässigen „Sozialisationsarbeit“ (ebd.: 90) unterworfen, „die sie dazu bringt, sich zu unterscheiden, indem sie sich vermännlichen und verweiblichen“ (ebd.: 147).
Dieser Beitrag basiert zu Teilen auf einem Vortrag, den ich auf dem 33. Kongress der DGS „Die Natur der Gesellschaft“ in Kassel 2006 gehalten habe und der zuerst auf CDRom des Kongressbandes erschienen ist (König 2008) sowie auf meiner Studie „Familie heißt Arbeit teilen. Transformationen der symbolischen Geschlechterordnung“ (König 2012, insbesondere S. 29-35 ).
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König, T. (2014). Diskurstheorie als Werkzeugkiste. In: Behnke, C., Lengersdorf, D., Scholz, S. (eds) Wissen – Methode – Geschlecht: Erfassen des fraglos Gegebenen. Geschlecht und Gesellschaft, vol 54. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19654-1_11
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