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Bildung und Kompetenz – Begriffliche Präzisierungen

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Bildung und Kompetenz

Part of the book series: Studien zur Schul- und Bildungsforschung ((SZSBF,volume 44))

Zusammenfassung

Gemeinsam ist den meisten bildungstheoretischen Argumentationen – häufig im Gegensatz zur politischen und ökonomischen Diskussion um Bildung und Bildungsziele –, dass sie Bildung prinzipiell als einen offenen, auf Dauer angelegten Prozess verstehen, der sich bei Weitem nicht in Wissensaneignung und Informationsaufnahme erschöpft. Vielmehr wird in Anknüpfung an den klassischen Bildungsbegriff humboldtscher Prägung Bildung als Transformationsprozess der Persönlichkeit verstanden, der sich in der Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst und der Welt vollzieht (vgl. Koch/Marotzki/Schäfer 1997). Verwiesen ist man damit zunächst auf einen primär am Individuum orientierten Bildungsbegriff, der den einzelnen Menschen und die Ausbildung seiner individuellen Kräfte ins Zentrum rückt.

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Notes

  1. 1.

    Wenn Xenophanes sagt: „Besser als die rohe Kraft von Männern und Rossen ist unsere Weisheit“ (zit. n. Nestle 1927), dann wendet er sich ab vom damals vorherrschenden heroischen und physisch geprägten Lebensideal der Griechen und stellt Denken und Wissen auf eine moralisch höhere Stufe (vgl. auch Marrou 1948:1957).

  2. 2.

    Neben den Dialogen Platons, in denen die Sophisten als Gegenspieler des Sokrates auftreten, existieren lediglich wenige Kurztexte und Fragmente, die über das Bestreben der Sophisten leider nur unzureichend Auskunft geben.

  3. 3.

    Die Sophisten kamen aus allen Teilen Griechenlands (etwa Protagoras von Abdera, Hippias von Elis, Prodikos von Keos, Gorgias von Leontinoi) und zogen durch ganz Hellas, um ihre Lehren zu verbreiten.

  4. 4.

    Wenn Protagoras sagt, dass es das Ziel seiner Bemühungen ist, seinem Schüler die „Klugheit in seinen eigenen Angelegenheiten … und dann auch in den Angelegenheiten des Staates, wie er am geschicktesten sein wird, diese zu führen als auch darüber zu reden“ (Platon, Protagoras 318e, 319a) zu vermitteln, dann geht es ihm darum, gute Bürger und Staatsmänner auszubilden.

  5. 5.

    Das negative Bild von den Sophisten gründet sich indes nicht nur auf die zentrale Stellung der Rhetorik, sondern auch auf die Tatsache, dass sie für ihre Dienste z.T. recht stattliche Honorare nahmen. Höhere Bildung und damit die Befähigung zur wirksamen öffentlichen Rede ist so nur den Vermögenden zugänglich. Gleichwohl bleibt sie nun nicht mehr nur ein Monopol der Aristokratie, sondern eröffnete sich auch der wohlhabenden Mittelschicht (Marrou 1948:1957, S. 77).

  6. 6.

    Sokrates selbst hat keine schriftlichen Zeugnisse seines Denkens und Tuns hinterlassen hat. Das heutige Wissen über ihn, stammt aus den Federn verschiedener Autoren, allen voran Platon, der ein Schüler des Sokrates war. Aber auch andere, wie etwa der Historiker und Schriftsteller Xenophon oder der Komödiendichter Aristophanes, die ebenfalls Zeitgenossen des Sokrates waren, haben sich mit Sokrates befasst. Zudem finden sich Verweise auch bei Aristoteles, der zwar drei Generationen später gelebt hat, sich aber insbesondere aus philosophiegeschichtlicher Perspektive mit den Abgrenzungen im Denken von Sokrates und Platon beschäftigt hat. Hier stellt sich in erster Linie die Frage nach der Zuverlässigkeit der Quellen, die jedoch an dieser Stelle nicht hinreichend erörtert werden kann. Bezogen auf das Werk Platons geht man zumindest heute davon aus, dass er in seinen Frühdialogen, die auch als die „sokratischen Dialoge“ bezeichnet werden, durchaus die Auffassung seines Lehrers Sokrates wiedergibt, während in seinen späteren Schriften die Figur des Sokrates zwar beibehalten wird, er jedoch zunehmend seine eigene Philosophie entwickelt. Dennoch lässt sich wohl nicht abschließend sagen, inwieweit die zur Verfügung stehenden Quellen von den eigenen Absichten und Denkansätzen ihrer Autoren durchzogen sind (vgl. Figal 2006, S. 11ff.).

  7. 7.

    „Ich bin eben lernbegierig, und Felder und Bäume wollen mich nichts lehren, wohl aber die Menschen in der Stadt.“ (Platon, Phaidros 230b)

  8. 8.

    Nicht berücksichtigt in diesem Bildungsgedanken sind sowohl die Frauen und die Sklaven als auch alle Barbaren, also Nicht-Griechen, eben jene, die auch von der politischen Beteiligung in der polis ausgeschlossen waren (vgl. Redfield 2004, S. 190; Tenorth 2008, S. 46). Zudem ist in beiden Entwürfen das Erlernen eines Berufes oder Handwerks nicht Teil des Bildungsideals. Hier muss jedoch darauf verwiesen werden, dass die griechische Gesellschaft auf einem System der Sklavenhaltung basierte, so dass eine systematische berufliche Bildung der Bürger der poleis nicht notwendig war. Das Erlernen eines Handwerksberufes war damit nicht Teil der paideia, sondern erfolgte für ärmere Bürger oder Sklaven durch Nachlernen bei den Älteren (vgl. Cambiano 1996).

  9. 9.

    In Platons Staatsentwurf sind es die Philosophen, die über den Staat herrschen, da seiner Auffassung nach nur sie zu vernünftigem Handeln in ethischen Fragen fähig sind. Sein idealer Staat gliedert sich dabei in drei Stände: den Nährstand (Volk), der die wirtschaftlichen Grundlagen des Gemeinwesens sichert, den Stand der Wächter (Krieger) und der Stand der Regierenden (Philosophen). Während erstere keiner spezifi schen Erziehung bedürfen, haben Letztere, deren Auswahl durch Auslese der Besten erfolgt, einschneidende Pflichten im Staat und bedürfen so gesonderter Lebensbedingungen und Erziehungsmaßnahmen. Ihnen sind bestimmte Tugenden zugeordnet (Tapferkeit den Wächtern; Weisheit den Regierenden), die durch Erziehung ausgebildet werden müssen. So greift Platon für die Erziehung des Wächterstandes auf die altgriechischen Bildungsinhalte – auf Musik und Gymnastik – zurück (vgl. Jaeger 1933, S. 846), während die Ausbildung der künftigen Herrscher darüber hinausgehen muss. Zur Vorbereitung auf die spätere Auseinandersetzung mit der philosophischen Wissenschaft, der Dialektik, empfi ehlt Platon die Lehre der Mathematik (Marrou 1948:1957), da auch diese sich mit dem nicht sinnlich Wahrnehmbaren, mit Ideen, beschäftigt. Zudem soll den ersten beiden Ständen das Privateigentum, selbst in bezug auf Ehe und Familie, verwehrt werden, um ihr Augenmerk nicht von dem Bemühen um die Gemeinschaft abzulenken. Sie sollen gemeinschaftlich leben bis hin zur Frauen- und Kindergemeinschaft, „so dass weder ein Vater sein Kind kenne, noch auch ein Kind seinen Vater“ (Politeia 457d). Zudem fordert Platon eine gleiche Erziehung für Jungen und Mädchen, wenngleich die Männer den Frauengrundsätzlich überlegen bleiben und nur diejenigen Frauen Zugang zu Bildung und Erziehung erhalten, die den Männern am Ähnlichsten sind (vgl. Redfield 2004, S. 199).

  10. 10.

    Nachtrag zum Lexikoneintrag zu „Competent“. Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 234 (http://www.zeno.org/Kategorien/T/Brockhaus-1809?fr=competent, Zugriff: 25.11.2007)

  11. 11.

    Diese Dreidimensionalität von Handlungskompetenz findet sich dann auch in den theoretischen Arbeiten zu den OECD-Studien (Rychen/Salganik 2003), in denen im Konzept der in modernen Gesellschaften notwendigen Schlüsselkompetenzen zwischen „Interacting in socially heterogenous groups“, „Acting autonomously“ und „Using tools interactively“ unterschieden wird (Rychen 2003, S. 83ff.).

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Grunert, C. (2012). Bildung und Kompetenz – Begriffliche Präzisierungen. In: Bildung und Kompetenz. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 44. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19395-3_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19395-3_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-19394-6

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