Zusammenfassung
Dieser Beitrag behandelt die Frage, welche Relevanz räumliche Aspekte in einer „mobilen“ und damit vermeintlich immer raumunabhängigeren Mediengesellschaft haben. Die „mobile“ Kommunikationsgesellschaft zeichnet sich durch die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Kommunikation aus, die durch technische Hilfsmittel realisiert wird. Massenmediale wie interpersonale Kommunikation wird permanent möglich und ist mittlerweile vom physischen Aufenthaltsort fast vollständig unabhängig.
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Notes
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Siehe hierzu auch die aktuelle Netzdebatte unter dem Stichwort „geolocked“ (bzw. dem weniger eleganten Neologismus „geofucked“), also privatrechtlichen bzw. regulatorischen Einschränkungen betreffend die Zugänglichkeit netzbasierter Inhalte auf Grundlage der geographischen Verortung des Users. Man kann hier von einer „Re-Spatialisierung“ eines technisch an sich grenzenlosen Kommunikationsraumes sprechen. Siehe etwa www.crackajack.de/ 2013/01/28/gema-vs-youtube-the-geofucked-top −1000.
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Das hierfür wohl gebräuchlichste Beispiel ist jenes vom privaten Handytelefonat im öffentlichen Raum, bspw. an der Haltestelle oder in der Straßenbahn. Aber auch politische Debatten über das Finanzgebaren anderer Staaten, oder - rekursiv - die Empörung der so adressierten (Medien −) Öffentlichkeit eines anderen Landes gegenüber den fremden Kritikern verweisen politisch gesehen auf andere Räume.
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Vgl. dazu auch das Thomas-Theorem, wonach die individuelle Situationsdefinition reale Konsequenzen nach sich zieht (also über das Handeln entscheidet) und somit in ihren Konsequenzen wirklich wird. (Im Original: „If men define situations as real, they are real in their consequences“, Thomas/Thomas 1928: 527.)
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Neben den etablierten Formaten (etwa von Will, Maischberger, Plassberg u.v.m.) scheint diese Entwicklung mit der hybriden Talk-Gewinnshow „Absolute Mehrheit“ (Stefan Raab) eine neue populärkulturelle Stufe erreicht zu haben.
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So mag man angesichts der allgegenwärtigen Mobilkommunikation eine neue „Kultur des gesenkten Blickes“ beklagen, oder die denunziatorische Praxis bezahlter Leser-Reporter, die kraft Handykameras eine Demokratisierung des Paparazzi-Unwesens bewirken; zugleich bringen uns Facebook, Twitter und andere - heute immer öfters mobil genutzte Kommunikationsplattformen - eine große Fülle an sonst verlorengegangenen Informationen, oder decken einst verborgene Missstände auf.
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Wallner, C., Adolf, M. (2014). Räume und Kontexte öffentlicher Kommunikation. In: Wimmer, J., Hartmann, M. (eds) Medienkommunikation in Bewegung. Medien – Kultur – Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19375-5_5
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