Zusammenfassung
Diese Rede, ich muss die vielleicht hochgespannten – besorgten oder antizipierend schadenfrohen – Erwartungen enttäuschen, diese Rede wird kein Nachruf auf die humboldtsche Universität. Allerdings ist auch die Frage im Titel nicht rhetorisch gemeint, in der leicht durchschaubaren Absicht, man müsse nur die Tradition von „Bildung und Wissenschaft“ beschwörend mit ins Spiel bringen, um das Existenzrecht der Universität glanzvoll bestätigen zu können. Meine Ausgangsbeobachtung ist nämlich durchaus, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts die deutsche Universität (und vielleicht die Universitäten weltweit, aber das kann ich hier nicht diskutieren) wenn nicht an das Ende ihrer klassischen Epoche, dann doch an einem tiefgreifenden Wendepunkt ihrer Geschichte angekommen ist. Meine These ist aber, gegen die ja nicht seltenen Krisenbehauptungen und Untergangsszenarien, dass es nicht der Bologna-Prozess ist, den man als Ursache dieser substantiellen Bedrohung ihrer Existenz nehmen kann, und auch nicht die Exzellenzinitiative.
Die folgenden Überlegungen wurden erstmalig veröffentlicht in Ricken & Schimank (2012, S. 17 – 32) und sind die um Anmerkungen und Literatur ergänzte und ungekürzte Fassung des Manuskripts, das meinem Vortrag zur Eröffnung der 24. Bremer Universitäts-Gespräche in der Bremer Stadtwaage am 10. November 2011 zugrundelag.
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Tenorth, HE. (2013). „Bildung und Wissenschaft“ – Brauchen wir noch die Universität?. In: Ricken, N., Koller, HC., Keiner, E. (eds) Die Idee der Universität - revisited. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19157-7_3
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