Zusammenfassung
Nur wenig spricht dafür, dass sich mit fortschreitender gesellschaftlicher Modernisierung die niedrige Fertilität in Deutschland in absehbarer Zeit abschwächen oder gar umkehren wird. Trotzdem sollte es in dieser Situation nicht Aufgabe der staatlichen Politik sein, im Sinne einer pronatalistischen Bevölkerungspolitik den Kinderwunsch durch materielle Anreize und/oder durch geistige Beeinflussung junger Menschen direkt zu stärken. Staatliche Familienpolitik kann lediglich die Rahmenbedingungen beeinflussen, unter denen Menschen ihre Entscheidungen für oder gegen Kinder treffen. So sieht es auch die Sachverständigenkommission des 7. Familienberichts. Zielsetzung einer nachhaltigen Familienpolitik sollte es demnach sein, „jene sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, die es der nachwachsenden Generation ermöglichen, in die Entwicklung und Erziehung von Kindern zu investieren, Generationensolidarität zu leben und Fürsorge für andere als Teil der eigenen Lebensperspektive zu interpretieren“ (BMFSFJ 2005c, 5). Eine nachhaltige Familienpolitik sollte dabei gleichzeitig horizontale und vertikale Gerechtigkeit anstreben. Die Entscheidung für Kinder darf nicht zu einer immer stärkeren Diskrepanz zwischen denjenigen, die sich für Kinder entscheiden, und denjenigen, die das nicht tun, führen. Horizontale Gerechtigkeit bezieht sich dabei nicht allein auf den Ausgleich unterschiedlicher ökonomischer Aufwendungen, sondern sie bedeutet, dass die Partizipation in unterschiedlichen Lebensbereichen, wie etwa im Berufsbereich, nicht durch die Entscheidung für Kinder beeinträchtigt wird. Nachhaltige Familienpolitik im Sinne meint die Sicherung und Herstellung von Chancengleichheit für Kinder aus Familien mit unterschiedlichem Bildungshintergrund und aus unterschiedlichen kulturellen Milieus.
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Peuckert, R. (2012). Die strukturelle Rücksichtslosigkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse gegenüber Familie: Familienpolitik in Deutschland. In: Familienformen im sozialen Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19031-0_22
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