Zusammenfassung
Übergänge oder Transitionen sind ein grundlegender Bestandteil aller Gesellschaften, auch bereits von Stammesgesellschaften. Hatten sie dort – entsprechend dem geringen Grad der sozialen und ökonomischen Differenzierung – den Charakter von zumeist kurzzeitigen Initiationen und stellten herausgehobene Ereignisse dar, so haben sich Übergänge in weit modernisierten Gesellschaften vervielfältigt, durchziehen den gesamten Lebenslauf und treten weniger in ritueller, initiatorischer Gestalt auf, sondern verstärkt als organisationsförmig vorstrukturierte institutionelle Ereignisse. Insbesondere im Zusammenhang von Bildungs-, Ausbildungs- und beruflichen Prozessen finden sich vielfältige Übergänge: etwa von der Familie in den Kindergarten, vom Kindergarten in die Grundschule, nach vier Schuljahren der Übergang in verschiedene Schulformen der Sekundarstufe I, schließlich in berufsqualifizierende Bildungsgänge oder in die allgemeinbildende Sekundarstufe II und anschließende Einmündungen in berufliche Positionen bzw. den tertiären Bildungssektor. Hinzu kommen Schulformwechsel etwa in verschiedene Förderschulen, Wechsel zwischen den Schulformen, Klassenwiederholungen etc. Insbesondere das deutsche Schulsystem mit seiner frühen äußeren Stratifizierung ist reich an Übergängen und Wechseln, die die Schullaufbahn von Kindern und Jugendlichen mitunter zu zerstückeln drohen.
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Helsper, W. (2013). Die Bedeutung von Übergängen im Bildungsverlauf. Einleitender Beitrag. In: Siebholz, S., Schneider, E., Schippling, A., Busse, S., Sandring, S. (eds) Prozesse sozialer Ungleichheit. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 40. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18988-8_2
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