Zusammenfassung
Gewaltbereite Kinder und Jugendliche und Offene Kinder- und Jugendarbeit dürften seit Bestehen dieses Handlungsfeldes eng miteinander verbunden sein. Diese Verbindung ist insofern nicht überraschend, setzt sich die Struktur der Besucher/innen doch überproportional aus Kindern und Jugendlichen sozial benachteiligter, belasteter und bildungsferner Milieus zusammen (Schmidt 2011). Dieser soziale Hintergrund bedeutet ein hohes Risikopotential, abweichendes Verhalten auch in Form von Gewalt oder zumindest Gewaltbereitschaft zu entwickeln. Überraschend hingegen ist der Umstand, dass das Phänomen der Gewalt in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bisher wenig theoretische und empirische Reflexion seitens der Disziplin hervorrief. Zwar befassten sich in der Vergangenheit einige Autoren mit diesem Thema (Scherr 1991; Sturzenhecker 1994), aber erst eine fachfremde Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KNF) (Pfeiffer et al. 2008) erweckt in jüngster Zeit verstärktes Interesse daran. In dieser Studie wurden die Ergebnisse dahingehend fälschlich interpretiert, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen den in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vermehrt auftretenden gewaltbereiten Besucher/innen und den Einrichtungen selber konstruiert wurde. Entsprechend formulierten Vertreter/innen der Disziplin der Sozialen Arbeit einen vehementen Widerspruch (Expertengruppe Offene Jugendarbeit 2009). In diesem Beitrag werden die empirischen Erkenntnisse zur Gewalt im Handlungsfeld angerissen (ausführlich Schmidt 2009), anschließend Folgerungen für die Wissenschaft und Praxis formuliert.
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Literatur
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© 2013 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Schmidt, H. (2013). Gewalt. In: Deinet, U., Sturzenhecker, B. (eds) Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18921-5_29
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