Zusammenfassung
Bei den Vorarbeiten zu einer Studie über die Ballonfahrten im Werke Jean Pauls1 stieß ich auf die »Reise eines Erdbewohners in den Mars« (Philadelphia 1790), einen anonymen und zugleich seltsam verschlüsselten Flugroman, von dem sich in öffentlichen Bibliotheken bloß noch ein Exemplar nachweisen läßt.2 Ihr Autor ist nach Holzmann-Bohatta ein gewisser Carl Ignaz Geiger.3 Doch wer ist dieser Geiger, fragt man sich? Weder Hettner noch Koberstein scheinen ihn zu kennen.4 Auch neuere Autoren zum Trivialroman dieser Ära5 verzeichnen ihn nicht. Dasselbe gilt für die »Allgemeine deutsche Biographie«. Ja, sogar zwei Spezialuntersuchungen zum Reise- oder Flugmotiv des 18. Jahrhunderts gehen kaum über die bloße Namensnennung hinaus.6 Das einzige Werk, das in diesem Punkte etwas weiter führt, ist Meusels »Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller«. Hier heißt es kurz und bündig: „Karl Ignatz Geiger. Kandidat der Rechte und wandernder Schriftsteller, der auf seinen Reisen für Geld deklamierte: geb. zu Eibingen 1756, gest. zu Stuttgart am 21. März 1791“.7 Darauf folgt eine Liste von 11 Titelangaben, von denen 7 anonym erschienen sind.8
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Anmerkungen
Jost Hermand, Jean Pauls Seebuch. In: Euphorion 60 (1966), S. 91–109.
Hermann Hettner, Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert (Leipzig 1929)
Karl August Koherstein, Grundriß der Geschichte der deutschen Nationalliteratur (Leipzig 1872 f.).
z. B. Martin Greiner, Die Entstehung der modernen Unterhaltungsliteratur (Reinhek 1964, rowohlts deutsche enzyklopädie 207
Eva D. Becker, Der deutsche Roman um 1780 (Stuttgart 1964, Germanistische Abhandlungen 5)
Marion Beaujean, Der Trivialroman in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Bonn 1964).
Carl von Klinckowstroem, Luftfahrten in der Literatur. In: Zeitschrift für Bücherfreunde N. F. 3 (1911/12), S. 264
Philip Gove, The Imaginary Voyage in Prose Fiction (New York 1941), S. 391.
vgl. Leopold Engel, Geschichte des Illuminateli-Ordens (Berlin 1906), S. 251 ff.
vgl. Dieter Kimpel, Der Roman der Aufklärung (Stuttgart 1967, Sammlung Metzler 68), S. 112 ff.
Über die vielen „Hemmnisse der Publizität“ vgl. Woldemar Wenck, Deutschland vor hundert Jahren (Leipzig 1887 ff.), Bd I, S. 69 ff.
Adolf Wohlwill, Weltbürgertum und Vaterlandsliebe der Schwaben, insbesondere von 1789 bis 1815 (Hamburg 1875), S. 78.
vgl. Karl Lory, Friedrich der Große in der süddeutschen Flugschriftenliteratur. In: Zeitschrift für Bücherfreunde 1 (1897/98), S. 519–528.
Jean Paul, Hist.-krit. Gesamtausgabe, hrsg. von E. Berend (Weimar 1927 ff.), 1, Abtl., Bd VIII, S. 443.
Hölderlin, Sämtliche Werke, hrsg. von Fr. Beißner (Stuttgart 1944 ff.), Bd III, S. 159 ff.
Walter Muschg, Der fliegende Mensch in der Dichtung. In: Neue Schweizer Rundschau N. F. 7 (1959), S. 590.
vgl. Helene Jacobius, Luftschiff und Pegasus. Der Widerhall der Erfindung des Luftballons in der zeitgenössischen Literatur (Leipzig 1909)
Jacob Minor, Die Luftfahrten in der deutschen Literatur. In: Zeitschrift für Bücherfreunde N. F. 1 (1909/10) S. 64–75.
vgl. Rolf Denker, Luftfahrt auf montgolfierische Art in Goethes Dichten und Denken. In: Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft 26 (1964), S. 181–198.
Über den freiheitlich-revolutionären Aspekt dieser Montgolfieren-Begeisterung vgl. Werner Krauss, Geist und Widergeist der Utopien. In: Sinn und Form 14 (1962), S. 794ff.
Eine These, die auch in dem Buch ‚Die Anfänge der Luftfahrt. Lana-Gusmao‘ (1909) von Balthasar Wilhelm vertreten wird. Ihm widerspricht Klinckowstroem in seinem Aufsatz ‚Die Gusmao-Flugblätter von 1709‘. In: Zeitschrift für Bücherfreunde N. F. 5 (1911), S. 56–41, der das Ganze für einen aufgelegten Schwindel hält.
vgl. Marjorie Hope Nicolson, Voyages to the Moon (New York 1948).
vgl. Moritz Brasch, Socialistische Phantasiestaaten (Leipzig 1885), S. 58f.
vgl. Ursula Wertheim, Der amerikanische Unabhängigkeitskampf im Spiegel der zeitgenössischen deutschen Literatur. In: Weimarer Beiträge 3 (1957), S. 429–470.
Ernst Bloch, Freiheit und Ordnung. Abriß der Sozial-Utopien (New York 1946), S. 25 ff.
vgl. Friedrich Sengles Auffassung der Idylle in ‚Arbeiten zur deutschen Literatur. 1750–1850’ (Stuttgart 1965), S. 215. Vgl. auch den Forschungsbericht von Karl Reichert zum Themenumkreis ‚Utopie und Staatsroman’. In: DVjs 39 (1965), S. 259–287.
vgl. Hans Girsberger, Der utopische Sozialismus des 18. Jahrhunderts in Frankreich (Zürich 1924), S. 100 f.
vgl. Winfried Volk, Die Entdeckung Tahitis und das Wunschbild der seligen Inseln in der deutschen Literatur (Diss. Heidelberg 1934)
und Horst Brunner, Die poetische Insel (Stuttgart 1967, Germanistische Abhandlungen 21), S. 120 ff.
vgl. Max L. Baeumer, Das Dionysische in den Werken Wilhelm Heinses (Bonn 1964), S. 94 f.
Aloys Blumauer, Sämtliche Werke (Wien 1884), Bd I, S. 208.
Rousseau, Schriften zur Kulturkritik, hrsg. von K. Weigand (Hamburg 1964), S. 143.
Näheres bei Nadeschda v. Wrasky, A. G. F. Rebmann (Heidelberg 1907), S.28 ff.
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Hermand, J. (1969). Der ‚Fall Geiger‘. In: Von Mainz nach Weimar (1793–1919). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99280-2_2
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