Zusammenfassung
Auf den ersten Blick wirkt Nietzsches Gedicht von 1876, das heißt die erste Fassung von »Der Wanderer«, versendet Mitte Juli in einem Brief an Erwin Rohde, wie eine Reanimation von Goethes berühmten Texten »Ein Gleiches« bzw. »Wandrers Nachtlied«. Auch hier schreitet ein Wandersmann durch die Nacht, wird aber von der schweigenden Natur nicht einfach auf den Tod verwiesen, was durchaus die Darbietung einer konkreten Botschaft und Sinnstiftung wäre, sondern glaubt sogar mit ihr kommunizieren zu können. Er deutet den Gesang eines Vogels als ›süßen Herzverdruß‹ und versieht ihn dadurch mit einer direkten Sinnapplikation, die er über die Herzmetapher auch noch mit sich selbst in ein Korrespondenzverhältnis bringt. Er agiert wie der auslegende Hermeneut, der literarischen Texten Bedeutung zukommen lassen möchte, hier sogar unter Konsultation seines subjektiven Erfahrungshorizontes.
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Literatur
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Voß, T. (2017). Der Triumph der Literatur über die Philosophie? Anti-Signifikation als Selbstbehauptung der Lyrik in Friedrich Nietzsches Gedicht ›Der Wanderer‹ (1876). In: Benne, C., Zittel, C. (eds) Nietzsche und die Lyrik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05596-5_6
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