Zusammenfassung
Das gelingende Leben oder das Glück (eudaimonia) ist für Aristoteles, ebenso wie für Platon, das übergeordnete Ziel des menschlichen Handelns (EN I 5, 1097b20 ff.). Im ersten Buch der Nikomachischen Ethik charakterisiert Aristoteles das gelingende Leben als die Verwirklichung der spezifischen Leistung (ergon) des Menschen:
Wenn nun die spezifische Leistung (ergon) des Menschen das Tätigsein (energeia) der Seele gemäß der Vernunft (kata logon) oder jedenfalls nicht ohne Vernunft ist […] und wir sagen, die spezifische Leistung des So-und-so und des guten So-und-so sei der Art nach dieselbe […] und wenn wir ebenfalls annehmen […], dass die spezifische Leistung des Menschen ein bestimmtes Leben, nämlich das Tätigsein der Seele mit Vernunft ist […] und dass jedes Auf-gute-Weise-Getane gemäß dem entsprechenden Gutsein (aretê) getan wird […], dann erweist sich die spezifisch menschliche Leistung als das Tätigsein der Seele gemäß dem Gutsein. Und falls es mehrere Weisen des Gutseins gibt, dann gemäß der besten […]. Es ist noch hinzuzufügen: in einem ganzen Leben. Denn eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und auch nicht ein Tag. Und so macht auch ein Tag oder eine kurze Zeit niemanden glücklich (eudaimon). (EN I 6, 1097b22–1098a20, eigene Übersetzung)1
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Literatur
Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übersetzung und Nachwort von Franz Dirlmeier. Stuttgart 101999 [= Dirlmeier 101999].
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Hardy, J. (2013). Aristoteles über die Kontinuität des Glücks, praktische Klugheit und angenehme Empfindungen. In: Mesch, W. (eds) Glück — Tugend — Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05343-5_9
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02458-9
Online ISBN: 978-3-476-05343-5
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