Zusammenfassung
Die Frage, wie man die Tugenden erwirbt und ihrem Vergehen vorbeugt, ist für das Anliegen der aristotelischen Ethik zentral. Die Ethik als praktische Unterweisung erhebt den Anspruch, unserem Nutzen zu dienen. Wissen darüber, was die Tugend ist, wird nicht um seiner selbst willen angestrebt, sondern es geht uns darum zu lernen, ›wie wir gut werden‹, also wie wir die Tugenden erwerben (EN II 1, 1103b27–29; EE I 5, 1216b21–25).1 Die Frage ist von herausragender Bedeutung, sofern das gute Leben für den Menschen von Besitz und Ausübung der Tugenden abhängt. Die Antwort des Aristoteles ist in den Grundzügen klar: Tugenderwerb ist im Wesentlichen Sache der Erziehung, hat allerdings gewisse Voraussetzungen, die sowohl der individuellen als auch der sozialen Kontrolle ganz oder teilweise entzogen sind. Aristoteles teilt die Tugenden grundlegend in charakterliche und intellektuelle Tugenden ein. Entsprechend hat die Erziehung zur Tugend Teile, die eher der charakterlichen Schulung dienen, und solche, die eher den Intellekt betreffen. Außerdem ist deutlich, dass Aristoteles den praktischen Einstellungen eine besondere Resistenz gegen das Vergehen zuspricht.
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Literatur
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Hübner, J. (2013). Über das Werden und Vergehen der Tugenden. In: Mesch, W. (eds) Glück — Tugend — Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05343-5_7
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