Zusammenfassung
Der Versuch, Nähe und Abstand zwischen Schillers Schauspiel ›Wilhelm Tell‹ von 1804 und Kleists Drama ›Die Herrmannsschlacht‹ von 1808 zu bestimmen, ist keineswegs selbstverständlich. Obwohl in der Forschung verschiedentlich auf die Verbindungen zwischen beiden Dramen hingewiesen wurde, sind die Unterschiede doch so gravierend, dass sich ein Vergleich zu erübrigen scheint. Als erste wichtige Differenz fällt die höchst unterschiedliche Anlage der Protagonisten ins Auge: auf der einen Seite Tell, der unbescholtene und anfänglich unpolitisch erscheinende Familienvater, der dem Rütli-Schwur der Schweizer Eidgenossen fernbleibt und durch den Apfelschuss seine Unschuld verliert, der zum Attentäter wird und im Schlusstableau des Schauspiels merkwürdig stumm bleibt; auf der anderen Seite Herrmann, der als Politiker agiert und als Partisan agitiert, der einen ›Volkshass‹ gegen die römische Besatzungsmacht organisiert und als durchtriebener Rhetoriker eine veritable Hetzjagd in Gang setzt.
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Brokoff, J. (2019). Entstellte Freiheit, Ambivalenz der Befreiung. In: Allerkamp, A., Blamberger, G., Fleig, A., Gribnitz, B., Lund, H., Roussel, M. (eds) Kleist-Jahrbuch 2019. Kleist-Jahrbuch . J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04911-7_12
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