Zusammenfassung
In Schillers Schriften zum Erhabenen tritt die erst seiner Epoche zugängliche Erfahrung großartiger Natur mit einer pessimistischen Geschichtsdeutung in eine eigentümliche Konstellation. Naturkatastrophen und Katastrophengeschichte bieten seinem theoretisch ambitionierten Blick Bilder eines »furchtbar herrlichen Schauspiels«, dessen mächtige Effekte des lustvollen Schauders, des angenehmen Grauens anderes und mehr versprechen als die Erfahrung des Schönen. Die gleichzeitige Ästhetisierung von Natur und Geschichte im Erhabenen hat ihren Preis, aber sie bietet auch Möglichkeiten, Natur und Geschichte ihren Schrecken zu nehmen, die in der Theorie des Schönen nicht angelegt sind.
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Literatur
Schillers Werke, Nationalausgabe [NA], Weimar 1943 ff., Bd. 20, S. 187.
Kant, Kritik der Urteilskraft [KdU], hg. v. Karl Vorländer, Hamburg 1963, S. 91, 105.
Vgl. Götz Braun, Norm und Geschichtlichkeit der Dichtung. Klassisch-romantische Ästhetik und moderne Literatur, Berlin 1983, S. 54.
KdU, S. 96 f.
NA 20, 188 f.
Vgl. Christian Begemann, Erhabene Natur. Zur Übertragung des Begriffs des Erhabenen auf Gegenstände der äußeren Natur in den deutschen Kunsttheorien des 18. Jahrhunderts, in: DVjs 58, 1984, S. 74–110; ders., Furcht und Angst im Prozeß der Aufklärung, Frankfurt a. M. 1987; Carsten Zelle, »Angenehmes Grauen«, Hamburg 1987.
NA 20, 179; vgl. zu diesem Motiv Hans Blumenberg, Schiffbruch mit Zuschauer, Frankfurt a. M. 1979.
NA 20, 178.
NA 20, 201.
KdU S. 102.
NA 20, 195. Allgemein zum Erhabenen bei Schiller: Wolfgang Düsing, Schillers Idee des Erhabenen, Diss. Köln 1967; Renate Homann, Erhabenes und Satirisches, München 1977; Klaus L. Berghahn, »Das Pathetischerhabene« — Schillers Dramentheorie, in: ders., Schiller. Ansichten eines Idealisten, Frankfurt a. M. 1986, S. 27–58.
Zu Schillers Umdeutung von Lessings Mitleid vgl. Hans-Jürgen Schings, Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch, München 1980.
Vgl. Winfried Menninghaus, Transzendenz und Gewalt. Zu einigen Motiven im Denken des Erhabenen, unveröffentl. Vortrag. Menninghaus untersucht diese Motive in den großen Theorien (nicht bei Schiller) und im Blick auf das aktuelle Interesse am Erhabenen. Ich bedanke mich für die freundliche Überlassung des Manuskripts, das mir wichtige Einsichten vermittelt hat.
KdU S. 122.
Adorno, Ästhetische Theorie, Ges. Schriften 7, Frankfurt a. M. 1972, S. 291 f.
NA 20, 202.
NA 21, 47.
NA 21, 48 f.
NA 20, 204. Das Verhältnis des Erhabenen zum Häßlichen haben, ausgehend von Laokoon, auch Lessing und Mendelssohn erörtert. Vgl. allgemein zum Thema Herbert Dieckmann, Das Abscheuliche und Schreckliche in der Kunsttheorie des 18. Jahrhunderts, in: H. D., Studien zur europäischen Aufklärung, München 1974, S. 372–424.
Es kommt hier übrigens nicht darauf an, den Schaden noch einmal zu beziffern, der an Kants anspruchsvoller Theorie durch Schillers vermeintliche oder tatsächliche Vulgarisierungen entstanden ist. Mit dem Blick auf die dramatische Praxis stellt Schiller oft andere Fragen als Kant.
NA 20, 196 f.
NA 20, 205.
KdU S. 120.
NA 20, 220 f. Allerdings fügt Schiller hinzu, daß wir dem großen Verbrecher »schauernde Bewunderung« nur deshalb entgegenbringen, weil er mit geringem Aufwand seiner enormen Willenskraft eine moralische Wende geben könnte. Von der moralischen Heimholung des gerade freigegebenen ästhetischen Urteils mag er am Ende denn doch nicht lassen.
NA 20, 148 f.
KdU S. 108 f.
KdU S. 110.
Zur Konvention, das Erhabene als männlich und das Schöne als weiblich zu deuten, vgl. Rolf Grimminger, Die Ordnung, das Chaos und die Kunst, Frankfurt a. M. 1986, S. 173 f., 193.
Heinz Otto Burger, Europäisches Adelsideal und deutsche Klassik. In: ders., »Dasein heißt eine Rolle spielen«, München 1963, S. 211–232; Dieter Borchmeyer, Tragödie und Öffentlichkeit, München 1973, S. 52–54.
R. Grimminger, Die Ordnung, S. 181. Vf. untersucht vor allem die Macht der Vernunft über die Natur des Menschen; das semiotische Interesse Kants und Schillers am Erhabenen bleibt unberücksichtigt.
NA 20, 246, 161.
NA 20, 161.
NA 21, 51.
NA 21, 49, 52.
NA 21, 43.
NA 20, 294.
Gert Mattenklott, Klaus R. Scherpe (Hg.), Westberliner Projekt: Grundkurs 18. Jahrhundert, Kronberg/Ts. 1974, S. 168 f.
NA 20, 201.
Vgl. Rolf-Peter Janz, Antike und Moderne in Schillers »Braut von Messina«, in: Wilfried Barner, Eberhard Lämmert, Norbert Oellers (Hg.), Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpoltik, Stuttgart 1984, S. 329–349.
NA 20, 245.
NA 20, 243.
Und nach den Konventionen der Ständepoetik an die Komödie verwiesen, die seine Unschädlichkeit gewährleisten soll. Die subversiven Energien, die das Lachen aus dem Niedrigen bezieht, hat vor allem Michail Bachtin hervorgehoben.
NA 20, 282.
Vgl. Janz, Antike und Moderne, a. a. O.
NA 20, 191.
Vgl. Christine Pries (Hg.), Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989, Einleitung.
Karl Heinz Bohrer, Merkur, Sept./Okt. 1989, S. 735.
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Janz, RP. (1990). Die ästhetische Bewältigung des Schreckens. Zu Schillers Theorie des Erhabenen. In: Eggert, H., Profitlich, U., Scherpe, K.R. (eds) Geschichte als Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03341-3_13
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