Zusammenfassung
Kafkas späte Erzählungen sind fast ausschließlich Werke unaufdringlicher, zurückhaltender Art. In ihnen gibt es kaum noch befremdliche, abstoßende Bilder, wie sie frühe Erzählungen wie Das Urteil und Die Verwandlung aufweisen, und sie besitzen auch nicht deren dramatische Intensität. Ihre Erzählweise — als Beispiel ließe sich Beim Bau der chinesischen Mauer nennen — ist geprägt von ausführlichen Reflexionen: Diese Erzählungen beginnen in der Regel mit dem Abschluß der in ihren Überschriften erwähnten Vorgänge — etwa mit der Fertigstellung der Großen Mauer, der Vollendung des Baus in der Erzählung Der Bau (1923) und dem Abschluß der Forschungen des Hundesund der jeweilige Erzähler meditiert in einem Ton unschlüssiger, fast ratlos anmutender Nachdenklichkeit über die Rätsel, die nach dem Abschluß des jeweiligen Werkes ungelöst fortbestehen. Wegen der in ihnen vorherrschenden Stimmung hat Edwin Muir diese Erzählungen mit den Stücken aus Shakespeares später Schaffenszeit verglichen: »Die bedrohliche Atmosphäre, die die Romane Das Schloß und Der Prozeß beherrscht, hat sich aufgelöst; harte Auseinandersetzungen und leidenschaftliche Erregung gibt es nicht mehr. Was immer noch da ist, ist das Gefühl, daß ungeheure, unbegreifliche Mächte das Geschick des Menschen bestimmen, aber sie lasten nicht mehr mit solch schwerem Druck auf den Figuren der Erzählungen.«[1]
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Anmerkungen
Edwin Muir, »Introductory Note«, Kafka, The Great Wall of China, tr. Willa and Edwin Muir (London 1933), p. XII; wiederabgedruckt in: Jakob, I, 94.
Vgl. Emrich, 152–167: Fingerhut, 188; John Winkelman, »Kafka’s Forschungen eines Hundes«, Monatshefte, 59 (1967), 204–216.
Lionel Kochan, The Jew and his History (London 1977), 9.
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Robertson, R. (1988). Epilog. In: Kafka. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03255-3_7
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