Zusammenfassung
Die Biographie gilt als das wissenschaftliche Genre, das der Kunst am nächsten steht.1 Doch hat sie sich nicht wie der Roman gegen die periodischen Totsagungen behaupten können. Dabei wäre sie, wie dieser, nichts Gegebenes, nichts Feststehendes, sondern immer wieder neu zu erfinden, inspiriert von den avanciertesten wissenschaftlichen Textanalysen und von der modernen Literatur, die doch auch ohne organischen Erzähler, ohne identisches Ich und ohne das alte Vertrauen in die Sprache auskommt.
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Anmerkungen
Vgl. Scheuer, Helmut: Biographie. Überlegungen zu einer Gattungsbeschreibung. In: Reinhold Grimm, Jost Hermand (Hg.): Vom Anderen und vom Selbst. Beiträge zu Fragen der Biographie und Autobiographie. Königstein/Ts. 1982, S. 9–29; hier S. 9.
Vgl. Raulff, Ulrich: Wäre ich Schriftsteller und tot … Vorläufige Gedanken über Biographik und Existenz. In: Hartmut Böhme, Klaus R. Scherpe (Hg.): Literatur und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle. Reinbek bei Hamburg 1996, S. 187–204; hier S. 190–197.
»Ist durch Einstein unser Zeit-Raum-System zum Grenzbegriff geworden, so durch den Anschauungsunterricht der Geschichte das selbstherrliche Subjekt. Allzu nachhaltig hat in der jüngsten Vergangenheit jeder Mensch seine Nichtigkeit und die der andern erfahren müssen, um noch an die Vollzugsgewalt des beliebigen Einzelnen zu glauben. Sie aber bildet die Voraussetzung der bürgerlichen Literatur in den Vorkriegsjahren. Die Geschlossenheit der alten Romanform spiegelte die vermeintliche der Persönlichkeit wider, und seine Problematik ist stets eine individuelle. Das Vertrauen in die objektive Bedeutung irgendeines individuellen Bezugssystems ist den Schaffenden ein für allemal verlorengegangen«. Kracauer, Siegfried: Die Biographie als neubürgerliche Kunstform (FZ 29. Juni 1930). In: Ders.: Das Ornament der Masse. Essays. Frankfurt/M. 1977, S. 75–80; hier S. 76.
Adorno, Theodor W: Die revidierte Psychoanalyse. In: Bernhard Görlich, Alfred Lorenzer, Alfred Schmidt (Hg.): Der Stachel Freud. Beiträge und Dokumente zur Kulturismus-Kritik. Frankfurt/M. 1980, S. 119–138; hier S. 122 f.
Bachmann, Ingeborg: Interview mit Gerda Bödefeld, 24. Dezember 1971. In: Christine Koschel, Inge von Weidenbaum (Hg.): Ingeborg Bachmann: Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interviews. München, Zürich 1983, S. 111–115; hier S. 111.
Vgl. von der Lühe, Irmela: »Ich ohne Gewähr«. Ingeborg Bachmanns Frankfurter Vorlesungen zur Poetik. In: Dies. (Hg.): Entwürfe von Frauen in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Berlin 1982, S. 106–131; hier S. 107.
Böll, Heinrich: Spurensicherung. Über Uwe Johnsons Eine Reise nach Klagenfurt. In: Ders.: Einmischung erwünscht. Schriften zur Zeit. Köln 1977, S. 173–175; hier S. 173.
Benjamin, Walter: Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskows. In: Ders.: Illuminationen. Ausgewählte Schriften. Frankfurt/M. 1969, S. 409–436; hier S. 410.
Bormann, Alexander von: »Besetzt war sie, durch und durch«. Traumatisierung im Werk von Anne Duden. In: Stephan Braese, Holger Gehle, Doron Kiesel, Hanno Loewy (Hg.): Deutsche Nachkriegsliteratur und Holocaust. Frankfurt/M., New York 1998, S. 245–267; hier S. 263.
Bachmann, Ingeborg: Todesarten-Projekt. Kritische Ausgabe. Unter Leitung von Robert Pichl hg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. 4 Bde. München, Zürich 1995; hier Bd. 2: Das Buch Franza, S. 270.
Heidelberger-Leonard, Irene: Ingeborg Bachmann und Jean Améry: Zur Differenz zwischen Ästhetisierung des Leidens und der Authentizität traumatischer Erfahrung. In: Dirk Göttsche, Hubert Ohl (Hg.): Ingeborg Bachmann. Neue Beiträge zu ihrem Werk. Würzburg 1993, S. 187–196; hier S. 195.
Bachmann, Ingeborg: Malina. In: Dies.: Werke. Hg. v. Christine Koschel, Inge von Weidenbaum, Clemens Münster. 4 Bde. München, Zürich 1978; Bd. 3, S. 9–337; hier S. 22 f.
Diesen Titel schlägt Ingeborg Bachmann im Brief an Siegfried Unseld, 16.6.1970, vor: »Ich bin zu meinem allerersten zurückgekehrt, und meine Sicherheit war wieder da; es kann nicht anders heißen.«
Benjamin, Walter: Eduard Fuchs, der Sammler und der Historiker. In: Ders.: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Drei Studien zur Kunstsoziologie. Frankfurt/M. 1963, S. 110.
Weigel, Sigrid: Ingeborg Bachmann. Hinterlassenschaften unter Wahrung des Briefgeheimnisses. Wien 1999, S. 18 f.
Benjamin 1963, S. 100.
Benjamin, Walter: Geschichtsphilosophische Thesen. In: Ders.: Illuminationen (s. Anm. 8), S. 268–279; hier S. 276.
Barthes, Roland: Diderot, Brecht, Eisenstein. In: Ders.: Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn. Frankfurt/M., S. 98 ff.
Weigel 1999, S. 20. (Die Chiffre GuI mit den Seitenzahlen bezieht sich auf die von Christine Koschel u. Inge von Weidenbaum herausgegebenen »Gespräche und Interviews«, s. Anm. 5).
Interview mit Ekkehart Rudolph vom 23. März 1971. In: Koschel/von Weidenbaum (Hg.) 1983, S. 81–92; hier S. 88.
Interview mit Veit Mölter vom 23. März 1971. In: Koschel/von Weidenbaum (Hg.) 1983, S. 73–80; hier S. 73.
Vgl. z. B. Achberger, Karen: »Kunst als Veränderndes«: Bachmann und Brecht. In: Monatehefte für deutschsprachige Literatur und Kultur 83, 1991, H. 1, S. 7–16.
Weigel 1999, S. 233.
Bachmann, Ingeborg: Enstehung eines Librettos. In: Dies.: Werke. Bd. 1. 1978, S. 369–374; hier S. 369.
Bachmann: Entstehung eines Librettos, S.371.
Bachmann, Ingeborg: Frankfurter Vorlesungen: Probleme zeitgenössischer Dichtung. In: Dies.: Werke. Bd. 4. 1978, S. 181–271; hier S.190.
Weigel 1999, S. 57 f.
Weigel 1999, S. 58.
Benjamin 1963, S. 102 (s. Anm. 14).
Bachmann: Frankfurter Vorlesungen, S. 217.
Weigel 1999, S. 59.
Bachmann: Malina, S. 175 f.
Bachmann, Ingeborg: Der Tod wird kommen. In: Dies.: Werke. Bd. 2, 1978, S. 266–276; hier S. 275.
Hakel, Hermann: Dürre Äste, welkes Gras. Begegnungen mit Literaten. Bemerkungen zur Literatur. Wien 1991, S. 206.
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Höller, H. (2001). Die »unvermeidliche dunkle Geschichte« hinter den Texten. In: von der Lühe, I., Runge, A. (eds) Jahrbuch für Frauenforschung 2001. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02797-9_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02797-9_10
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