Zusammenfassung
Seit den 1960er Jahren nimmt der Begriff des lebenslangen Lernens in der erwachsenenbildnerischen Diskussion eine prominente Stellung ein. Seine Einführung vollzog sich im Kontext der bildungspolitischen Debatten über die grundlegenden Strukturreformen im Bildungswesen, die seit den ausgehenden 60er Jahren in (fast) allen europäischen Ländern geführt wurden. Hinter dem Begriff stand — ungeachtet seiner unterschiedlichen länderspezifischen Akzentuierungen wie lifelong learning, éducation permanente, recurrent education — die Erwartung, die Erwachsenenbildung als Teil des allgemeinen Bildungswesens zu etablieren und — ausgehend von der Normalität des Lernens im Erwachsenenalter — Entlastungseffekte für den schulischen und universitären Bereich zu erreichen. Mit dem Konzept des lebenslangen Lernens sollte die Beschränkung von Lernprozessen auf die kindliche und jugendliche Lebensphase, institutionell betrachtet: auf die Zeit der schulischen Bildung und der beruflichen Ausbildung, aufgehoben, eine Neuordnung des Verhältnisses von vorschulischem, schulischem und nachschulischem Lernen angestrebt und der gesamte Lebenslauf des Menschen zum Bezugspunkt pädagogischer Praxis und Reflexion gemacht werden.
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Literatur
Einblicke geben einige auf spezifische institutionelle Kontexte und Lebensphasen bezogene Einzelfallstudien, wie die von Heinze u.a. 1980, Wolf 1985, Buschmeyer u.a. 1987, Kade 1987, 1992a.
Wir nehmen mit dem Konzept des Möglichkeitsraums einen Gedanken auf, den Volker Klotz (1976) unter dem Stichwort „Dramaturgie des Publikums“, einer Untersuchung über Bühne und Publikum, zugrundegelegt hat, und arbeiten ihn für die Erwachsenenbildung aus. Klotz richtet seine Aufmerksamkeit „aufs Widerspiel zwischen bestimmten Maßnahmen des dramatisch-szenischen Angebots und den darauf antwortenden geistigen Tätigkeiten der Zuschauer” (Klotz 1976, S. 16).
Zum in dieser Perspektive weiterführenden Zusammenhang der Thematisierung von Erwachsenenbildung mit Hilfe der Raummetapher sowie aneignungstheoretischen und kulturpädagogischen Theorie-und Methodenansätzen vgl. die Hinweise in Kade/Nittel 1995.
Vgl. zu einem in diesem Sinne generellen erziehungswissenschaftlichen Forschungsprogramm auch Helsper 1995.
Zur Umstellung von Einheitsunterstellungen auf Differenzannahmen sowie zur Aufwertung der Teilnehmer als Konstitutionssubjekte gegenüber institutionellen Organisationsleistungen vgl. aus aneignungstheoretischer Sicht Kade 1993, 1994a, aus konstruktivistischer Sicht Arnold 1995 sowie aus systemtheoretischer Sicht Schäffter 1992.
Zum Verhältnis von Teilnehmermotiven und gesellschaftlichen Tendenzen der Individualisierung von Lebenslagen vgl. Kade/Seitter 1995b.
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Kade, J., Seitter, W. (1996). Lebenslanges Lernen — Theorie- und Forschungsprogramm. In: Lebenslanges Lernen Mögliche Bildungswelten. Studien zu Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99724-1_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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