Zusammenfassung
Armut und Lebensstil — diese Themen scheinen jedenfalls so, wie sie in Deutschland diskutiert werden, nicht zusammenzugehören. Die Armutsforschung nimmt hauptsächlich die Lebenslagen und die Ressourcen der Armen ins Visier und befaßt sich mit der Frage einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, einer Scheidung in eine Mehrheit von Personen, die in (wenngleich möglicherweise prekärem und gefährdetem) Wohlstand lebt, und eine Minderheit, deren materielle Ressourcenausstattung sie zu einem Leben in Knappheit und Mangel zwingt. Die Lebensstilforschung ist dagegen überwiegend an einem anderen Phänomen orientiert: der zunehmenden Auflösung traditioneller Ungleichheiten (Klassen- und Schichtschranken), die dazu führt, daß nicht mehr automatisch von einer Übereinstimmung zwischen Bildung, Berufsposition und Einkommen ausgegangen werden kann und darüber hinaus auch Personen in ähnlicher „materieller“ Lage unterschiedliche Mentalitäten, Verhaltensweisen und Praktiken aufweisen (zu entsprechenden theoretischen Überlegungen siehe z. B. Beck 1986, Hartmann 1999, Müller 1989, Schulze 1992; zu einschlägigen empirischen Untersuchungen etwa Blasius & Winkler 1989, Blasius 1993, Bourdieu 1982, Konietzka 1995, Lüdtke 1989, Schneider & Spellerberg 1999, Schulze 1992).
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Literatur
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© 2001 Leske + Budrich, Opladen
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Blasius, J., Friedrichs, J. (2001). „Der Geschmack der Notwendigkeit“. Lebensstile in benachteiligten Wohngebieten. In: Barlösius, E., Ludwig-Mayerhofer, W. (eds) Die Armut der Gesellschaft. Reihe „Sozialstrukturanalyse“, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99629-9_13
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