Zusammenfassung
In der Jugendforschung ist die Frage nach dem „Durchschnitts-Jugendlichen“ — trotz aller Hinweise auf Unterschiede zwischen Jugendlichen — weiterhin dominant: es wird gefragt, wie er oder sie ist, was er oder sie treibt und was er oder sie später mal vorhat, wobei zumindest lange Zeit „er“ mehr im Blickfeld des Interesses stand als „sie“. Aussagen über „die Jugend“ werden aber der Pluralität und Differenziertheit jugendlicher Lebenslagen nicht gerecht. Es gibt zwar auch schon eine lange Tradition eines differenzierenden Blicks auf Jugendliche: So hat z.B. Walter Jaide (1961) die Portraitierung der Jugendlichen der 50er Jahre als „skeptische Generation“ von Helmut Schelsky (1957) als unzulässige Verallgemeinerung zurückgewiesen und ihr eine variantenreiche Typologie von Jugendlichen gegenübergestellt, und weitere Versuche folgten, aber der „mainstream“ der Jugendforschung hielt unbeirrt an der Grundprämisse der Jugend als Einheit fest. Um die Autorität eines soziologischen Klassikers in Anspruch zu nehmen: Max Weber hat schon in den „Soziologischen Grundbegriffen“ (1921) darauf hingewiesen, daß sich „Durchschnitte“ und „Durchschnittstypen“ nur dort bilden lassen, „wo es sich nur um Gradunterschiede qualitativ gleichartigen sinnhaft bestimmten Verhaltens handelt“ (Weber 1976: 10), bei „qualitativ heterogenen“ Phänomenen dagegen sei das nicht möglich. Vieles spricht m.E. dafür, Jugend in diesem Sinne als qualitativ heterogenes Phänomen aufzufassen.
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Lenz, K. (1990). Jugend im Plural. Theoretische Grundlagen, Methodik und Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt. In: du Bois-Reymond, M., Oechsle, M. (eds) Neue Jugendbiographie?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97224-8_7
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