Zusammenfassung
In der Jugendforschung und der politischen Jugenddiskussion hatten Anfang der 80er Jahre Interpretationen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, die eine abnehmende Bedeutung von Erwerbsarbeit als Bezugspunkt der Lebensgestaltung Jugendlicher prognostizierten, Konjunktur. Vor allem Deutungen von Seiten konservativer Kulturkritik (Noelle-Neumann/Strümpel 1984), die im Rahmen tradioneller Umfrageforschung einen Zerfall zentraler Werte der „Arbeitsgesellschaft“ unter Jugendlichen als eine sich ausbreitende Tendenz festzustellen meinten, erhielten politische Resonanz, sollte sich doch das Verhältnis von Jugendlichen zur Arbeit im wesentlichen auf eine ‚fehlende Leistungsmoral‘ und letztlich eine ‚innere Abwendung‘ bei einer erhöhten Freizeitorientierung gründen. Die Bedeutung von Erwerbsarbeit als ‚einheitsstiftendem‘ Bezugspunkt der individuellen Lebensgestaltung wurde auch in der breit geführten sozialwissenschaftlichen Diskussion um die ‚Krise der Arbeitsgesellschaft‘ (Matthes 1983) in Frage gestellt. In dieser Diskussion2 ging es vornehmlich um die subjektiv-normative Seite der Folgen sozialer Wandlungsprozesse: es war strittig, inwieweit gesellschaftliches Verhalten der Individuen, ihre Bedürfnis- und Motivstrukturen über verinnerlichte Normen der Arbeit gesteuert würden. Durch die Verkürzung von alltäglicher Arbeitszeit und Lebensarbeitszeit bekäme die Erwerbsarbeit im gesellschaftlichen Maßstab wie in der individuellen Lebensführung weniger Gewicht; Maßstäbe von Selbstentfaltung, die vor allem außerhalb der Arbeit in der Freizeit gewonnen würden, seien — so die These — letztlich Normen und Maßstäben von Erwerbsarbeit3 innerlich entgegengesetzt.
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Literatur
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© 1990 Leske + Budrich, Opladen
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Hantsche, B. (1990). Veränderte Sozialisationsmuster in der Adoleszenz — welchen Stellenwert hat Arbeit für die Identität von Jugendlichen?. In: du Bois-Reymond, M., Oechsle, M. (eds) Neue Jugendbiographie?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97224-8_4
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