Zusammenfassung
Aufgrund ihrer steigenden Reichweite und ihres enormen Durchdringungsgrades verfügen Massenmedien in modernen Gesellschaften über ein erhebliches Integrationspotenzial: Sowohl die räumliche wie die soziale Integration wird unter anderem dadurch gefördert, dass Medieninhalte Themen für die öffentliche und interpersonale Kommunikation bereitstellen (vgl. z.B. Jarren 2000: 36). Diese Primärfunktion des Mediensystems kann — wie die Primärfunktionen anderer gesellschaftlicher Teilsysteme — zu einem Integrationsprozess beitragen, weshalb Integration auch als Sekundärfunktion von Massenmedien bezeichnet wurde (vgl. Rühl 1985). Zwar kann kaum geleugnet werden, dass die damit verknüpfte Gestaltungsmacht für öffentliche Diskurse Begehrlichkeiten unter gesellschaftlichen Akteuren wie beispielsweise Politikern weckt, „ihre“ Anliegen etwa durch inszenierte Ereignisse zu protegieren (Imhof/Eisenegger 1999). Aber unabhängig von der Prominenz eines bestimmten Themas auf der Medienagenda ist auf einer Metaebene festzuhalten, dass gerade die bloße Existenz dieser gemeinsam geteilten Agenda wesentlich für die Integration einer Bevölkerung sein kann: obwohl den unterschiedlichen Medien in diesem Prozess unterschiedliche Integrationspotenziale zugewiesen werden, könnte durch eine enge Koppelung der Themenhierarchien beispielsweise von Printmedien und Rundfunk im informierenden Genre gleichzeitig aber wieder eine Homogenisierung erfolgen (Janen 2000: 34–37). Massenmedien können als Publizierungsagenten somit, überspitzt ausgedrückt, aufgrund der ihnen eigenen Selektions- und Vermittlungslogik nicht nicht integrierend wirken; allerdings darf Integration in diesem Zusammenhang nicht nur im Sinne von Vereinheitlichung verstanden werden, da gerade auch die Vermittlung von Vielfalt als integrierend beschrieben wird (vgl. Ronneberger 1985: 7–9, 15).
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Rössler, P. (2002). Viele Programme, dieselben Themen?. In: Imhof, K., Jarren, O., Blum, R. (eds) Integration und Medien. Mediensymposium Luzern, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97101-2_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13792-6
Online ISBN: 978-3-322-97101-2
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