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Part of the book series: Studien zur Kommunikationswissenschaft ((SZK,volume 48))

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Zusammenfassung

Wir machen das Interesse der Anti-Castor-Bewegung und das von Greenpeace an der öffendichen Beachtung des Konfliktgegenstandes zum Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Für beide Initiativgruppen31 stellt der Transport radioaktiver Abfallprodukte und die Versenkung der ausgedienten Öllagerstation eine vermeidbare Gefährdung für Mensch und Umwelt dar. Die von Politik und Industrie präsentierten Lösungen weisen aus der Sicht von Greenpeace und der Anti-Castor-Bewegung erhebliche Mängel auf, da sie in erster Linie die primär wirtschaftlichen oder partikularen Interessen der Unternehmen berücksichtigen, die der Allgemeinheit aber vernachlässigen. Auf diesen Umstand muß die uninformierte Öffentlichkeit aufmerksam gemacht werden. Anders ist die Situation aus der Perspektive von Shell, der Bundesregierung und der Energieversorger. Aus ihrer Sicht sind optimale Lösungen technischer Probleme von Experten und Wissenschaf dem in langwierigen, meist nicht-öffentlichen Verfahren ausgearbeitet worden. Die Lösung selbst steht nach ihrer öffendichen Bekanntgabe meist nicht mehr grundsätzlich zur Debatte, auch wenn in Detailfragen Klärungsbedarf bestehen kann. Shell, die Bundesregierung und die Energieversorger sind zunächst nur insofern an Medienresonanz interessiert, als sie ihrer Verantwortung bzw. Pflicht nachkommen, die Öffentlichkeit zu informieren. Die Information dient in erster Linie der Legitimierung der Entscheidung und soll Zustimmung bzw. Akzeptanz in der Öffentlichkeit sichern und mögliche Bedenken ausräumen.

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Literatur

  1. Der Begriff Initiativgruppe bezieht sich gleichermaßen auf die Anti-AKW-, Anti-Castor-Bewegung im Castor-Konflikt als auch auf Greenpeace im Brent Spar-Konflikt. Greenpeace und die Anti-AKW-Bewegung sind charakteristische Repräsentanten der Ökologiebewegung, die als ein typischer Vertreter der neuen sozialen Bewegungen gelten kann. Ökologiebewegungen, die den machtorientierten Bewegungen (Rucht 1994b: 28) zugerechnet werden, können auf eine vergleichsweise lange Tradition zurückblicken, müssen heute aber von Naturschutzverbänden abgegrenzt werden (Rucht 1994b: 240). In Naturschutzverbänden steht der Schutz der Natur im Vordergrund. Naturzerstörung wird als ein punktuelles Problem behandelt, als eine Frage der Ästhetik und Einschränkung des Naturerlebnisses. Die Ökologiebewegung ist als Netzwerk nicht-staatlicher Gruppierungen und Organisationen zu verstehen, die einen umfassenden, letztlich globalen Schutz der Umwelt anstreben (Rucht 1994b: 240–241). Als eher instru-mentell defensive Bewegung reagiert sie auf wachsende Folgelasten des technisch-industriellen Fortschritts und versucht, diese in Schranken zu halten (Rucht 1994b: 28). Sie begreift sich weitgehend als Opposition zu ökonomischen Interessengruppen (Brand/Eder/Poferl 1997: 19f.), die etablierte Politik erscheint dabei als form- und gestaltbare Größe. Die Ökologiebewegung ist politisch interventiv (Rucht 1994b: 241). Ziel ist die direkte Beeinflussung politischer oder ökonomischer EntScheidungsprozesse auch unter Umgehung der politischen Parteien (Fuchs 1993: 2f). Dieses Phänomen bezeichnet Beck (1986, 1992) auch als Entmachtung oder als Verlust an Entscheidungs- und Gestaltungsfähigkeit der Politik Die neuen sozialen Bewegungen, Bürgerinitiativen und Initiativgruppen gelten daher als „Herausforderer“ (Schmitt-Beck 1990: 657) der Politik

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  2. Ferner darf das Problem nicht als Einzelschicksal und als selbst verursacht empfunden werden. Damit aus individueller Unzufriedenheit eine soziale Bewegung entstehen kann sind zahlreiche weitere Voraussetzungen notwendig. Es müssen sich z.B. sogenannte Ingroups bilden und der Protest muß Aussichten auf Erfolg haben, um nur zwei weitere Voraussetzungen zu nennen (weiterführend vgl. beispielsweise Neidhardt/Rucht 1993, Opp 1992, Rucht 1994b, Kliment 1994).

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  3. vgl. hierzu auch Brosius/Esser 1995, Koopmans 1996 und Stark 1998.

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  4. Quelle: Politische Resonanz 1995. Die geringfügigen Abweichungen von der Tabelle A3 im Anhang ergeben sich durch die Gewichtung.

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  5. Quelle: Politbarometer West 1977–1995; eigene Berechnung gewichtet

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  6. Quelle: Politbarometer West 1977–1995; eigene Berechnung gewichtet

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  7. Dabei korreliert der Rangplatz eines Ereignisses negativ (Kendals tau: -.35) mit dem Datum des Ereignisses, d.h., je länger das Ereignis her ist, desto niedriger (verständlicherweise) sein Rangplatz.

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  8. Quelle: Allbus 1992; eigene Berechnung ungewichtet

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  9. Die Strukurierungsfunkion der Medien unterstellt, daß die unterschiedliche Auffälligkeit von Themen und Ereignissen durch Aufmachung und Berichterstattungsintensität dazu führt, daß öffentlich diskutierte Themen in der Bevölkerung für unterschiedlich wichtig gehalten werden (salience model). Letztlich, so das dritte Wirkungsmodell (priorities model), schlägt sich die in den Medien gebildete Themenrangfolge spiegelbildlich in der Themenpriorität der Rezipienten nieder. Die unterschiedliche Beachtung der Themen und Ereignisse in der Medienberichterstattung kann dabei als Folge unterschiedlicher Nachrichtenwerte angesehen werden. Der Mediennutzer müsse von einer so geordneten Medienagenda annehmen, so Schulz (1997: 154): „es sei die nach Relevanzkriterien geordnete Thiemenrangfolge des politischen Systems.“

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  10. Bei der Messung der Themenagenden lassen sich beispielsweise verschiedene Ebenen der Wahrnehmung und Einschätzung durch die Rezipienten voneinander unterscheiden. Die „intrapersonale Agenda“ erfaßt die individuelle Wichtigkeitseinschätzung der Probleme durch die Rezipienten. Mit der „interpersonalen Agenda“ erhebt man die häufigsten politischen Gesprächsthemen zwischen Freunden und Bekannten. Daneben kann auch die vom Befragten wahrgenommene Wichtigkeit von Themen in seiner Umwelt erhoben werden, d.h. man erfaßt, von welchen Themen ein Befragter annimmt, sie seien für andere Personen oder Gruppen wichtig (DeGeorge 1981: 222). Diese drei Operationalisierungen führen auch zu unterschiedlichen Ergebnissen (Ehlers 1983:169).

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  11. So spricht man heute beispielsweise von first oder second-level agenda-setting, von public agenda-setting oder media agenda-setting (vgl. Weaver/McCombs/Shaw 1998).

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  12. Auf eine Auswertung der Frage nach den wichtigsten Problemen der Bundesrepublik, innerhalb des Forsa-Busses offen abgefragt, wurde aus mehreren Gründen verzichtet. Die Kategorien zur „bundesdeutschen Problemlage“ sind von Forsa sehr viel „grober“ codiert, als die Kategorien zur Frage nach dem Interesse für Themen, über die in den Zeitungen, im Radio oder im Fernsehen berichtet wurde. Welcher Problemkategorie Castor oder Brent Spar bei Nennung eines Befragten zugeordnet wurden, ist anhand des Codeplans von Forsa nicht eindeutig nachvollziehbar. Deshalb wurde die spezifischere Abfrage (Interesse für bestimmte Themen) präferiert und analysiert.

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  13. Zur Kausalbeziehung muß angeführt werden, daß man sich auch die umgekehrte Wirkungsrichtung vorstellen könnte. Nämlich die, daß sich die Medien-Agenda nach der Publikums-Agenda richtet, da man annehmen könnte, daß sich Kommunikatoren bei der Themenselektion an den Vorstellungen der Rezipienten orientieren. Diesen Zusammenhang zeigt die Reflexionshypothese, die sich mit der Verbreitung der Rollen und Normen in den Medien beschäftigt (Ehlers 1983:170).

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  14. Auf diese Weise wird die interne Dynamik der Zeitreihe herauspartialisiert. Die Zeitreihen wurden ARIMA-bereinigt (zur Methode vgl. Kap. 6.5.3.). Die auf diese Weise errechneten Residuen wurden in einem zweiten Schritt miteinander kreuzkorreliert. Die Medienberichterstattung war die leitende Variable.

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  15. Die logistische Regression ist ein Verfahren, das sich zur Analyse einer dichtomen abhängigen Variable eignet (vgl. Backhaus/Erichson/Plinke/Weiber 2000). Das R ist vergleichbar dem beta-Wert in einer linearen Regression und drückt die relative Stärke der unabhängigen Variablen aus, das Pseudo-R2 entspricht in etwa dem R2 eines linearen Regressionsmodells. Zu beachten ist allerdings, daß das Pseudo-R2 kein lineares Maß ist, deshalb kann bereits ein Wert von 0,2 bis 0,4 eine befriedigende Anpassung signalisieren. Mit einem Pseudo R2 von 0,33 kann die Modellanpassung auch als befriedigend betrachtet werden (Buttler WS 1994/1995).

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  16. Quelle: Forsa 1997; eigene Berechnung ungewichtet

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  17. Quelle: Politbarometer West 1977–1995; eigene Berechnung ungewichtet. Im Jahr 1995 hat das Forsa-Institut die Symphatiewerte der verschiedenen Parteien nicht erhoben. Interessant ist dieser Umstand vor allem deshalb, weil Bündnis 90/Die Grünen im Fall Brent Spar keine nennenswerte Rolle in der Berichterstattung spielten. Anzunehmen ist, daß die Grünen als eher umweltpolitisch orientierte Partei bei umweltpolitischen Themen unabhängig von ihrer Medienpräsenz am ehesten Zustimmung erfahren.

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  18. Cobb/Elder (1972) unterteilen die politische Tagesordnung in zwei Ebenen. Zum einen sprechen sie von der Tagesordnung des Systems. Hierunter fallen alle Themen, die von Mitgliedern der politischen Gemeinschaft öffentliche Aufmerksamkeit erhalten. Diese Agenda umfaßt also sowohl die Publikums-, die Policy- als auch die Medienagenda. Die formale Agenda entspricht in unserer Terminologie der Policy Agenda und ist daher spezifischer als die Systemagenda.

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  19. Zum Begriff der Responsivität vgl. Brettschneider (1995:18–20).

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  20. So sprechen Rogers/Dearing (1988: 556) beispielsweise von media-agenda-setting, public agenda-setting, oder policy-agenda-setting. Den Gesamtprozeß der Wechselwirkungen nennen sie agenda-setting-process.

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  21. Daß eine rasche Lösung des Problems sowohl wichtig, als auch realistisch erscheinen sollte, soll an dieser Stelle nur erwähnt werden.

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  22. Noelle-Neumann (1989: 426–427) verwendet in ihrer Theorie der Schweigespirale andere Begriffe, die aber denselben Sachverhalt beschreiben. Sie nennt solche Probleme Themen der aktuellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung und Themen mit moralischer Ladung.

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  23. Kepplinger (1994: 214–216) unterscheidet publizistische Konflikte von publizistischen Skandalen und öffentlichen Krisen. Wahrend sich Konflikte von Skandalen nur dadurch unterscheiden, daß bei Konflikten zwei legitime Standpunkte gleichgewichtig in der öffentlichen Diskussion vertreten sind, gibt es in einem Skandal relativ schnell nur noch eine legitim vertretbare Position. Nach dieser Definition wäre Castor ein publizistischer Konflikt, Brent Spar ein publizistischer Skandal. Die Unterscheidung mag je nach inhaltlicher Fragestellung zweckmäßig sein, ist aber im Kern irrelevant, denn der Unterschied besteht lediglich in dem Ergebnis der Auseinandersetzung. Im Skandal findet sich eine Konsenslösung in der „Verurteilung der Schuldigen“ (Kepplinger 1994: 214), im Konflikt findet sich kein Konsens. Wichtiger als die Differenzierung scheinen die Fragen, wann und unter welchen Bedingungen bildet sich ein Konsens. Öffentliche Krisen sind dagegen Auseinandersetzungen, die durch Bedrohungen oder Schäden entstehen, wie Tschernobyl, das Zugunglück von Eschede oder die Lawinenkatastrophe in Galtür. Auch in diesen Fällen gibt es nur eine legitime öffentliche Position, strittig sind dagegen die Ursachen und Konsequenzen, die aus den Ereignissen zu ziehen sind.

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  24. Eine ausführliche und aktuelle deutschsprachige Diskussion öffentlicher Konflikte findet sich sich bei Hug (1997), auf die an dieser Stelle verwiesen wird.

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  25. Ein solches strategisches und antizipatives Verhalten wird beispielsweise in spieltheoretischen Modellen, wie dem Gefangenendilemma modelliert (Davis 1972: 104–115, Axelrod 1987: 25–49).

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  26. Das Modell von Schmitt-Beck/Pfetsch (1994) ist an Parteiakteuren in Wahlkampfkommunikation orientiert, läßt sich aber ebenso gut auf eine Situation anwenden, in der Initiativgruppen medienwirksam aktiv werden.

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  27. Dies bedeutet, daß die Kontrahenten dem zentralen Konfliktgegenstand in ihrem Handeln nicht unbedingt gerecht werden.

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  28. Dies bezeichnet Noelle-Neumann (1992) auch als latente Funktion von Öffentlichkeit.

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  29. Mit überkomplex meinen Gerhards/Neidhardt (1991:60–61), daß täglich eine „Überfülle von Themen und Meinungen (...) in den öffentlichen Raum“ fällt.

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Berens, H. (2001). Medienresonanz als Mittel politischer Einflußnahme. In: Prozesse der Thematisierung in publizistischen Konflikten. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 48. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97098-5_3

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