Zusammenfassung
Im Titel dieses Aufsatzes sind zwei oft benützte Worte, „Völkerwanderung“ und „Europa“, die emotional besetzte Bilder auslösen. Für jeden, der eine deutschsprachige Schule besucht hat, erinnert dieses Wort an den Untergang Roms: Barbarische Horden strömen über unverteidigte Grenzen. Hunnische Pferde grasen auf dem Kapitol. Unkraut wächst aus den Ruinen altehrwürdiger Tempel. Es ist ein Wort, das (jedenfalls für deutschsprachige Menschen) Untergangsängste auslöst. „Europa“ ist, wenn ich das so ausdrücken darf, ein Gegen-Wort. Es löst Gegen-Bilder aus. Die klare Schönheit griechischer Heiligtümer. Gothische Kathedralen. Die dramatischen Szenen eines jahrhundertelangen Kampfes um die Freiheit, von Marathon über den Sturm auf die Bastille bis zum Fall der Berliner Mauer. Natürlich liegt in diesen Bildern eine kolossale Vereinfachung, eine terrible simplification, der europäischen Geschichte, und diese Vereinfachung ist gefährlich. Trotzdem: Die meisten Klischees enthalten einen Wahrheitskern, auch dieses Klischee. Der Wahrheitskern ist genauso wichtig wie seine Verzerrungen.
Dieser Aufsatz beruht auf einem Vortrag für die Konferenz Migration und Kulturwandel des österreichischen Rundfunks, Wien, Oktober 1993
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Berger, P.L. (1997). Europa und die neue Völkerwanderung. In: Wicke, M. (eds) Konfigurationen Lebensweltlicher Strukturphänomene. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96030-6_12
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Print ISBN: 978-3-8100-1890-8
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