Zusammenfassung
Viele Sozialwissenschaftler sehen es als ein wichtiges Ziel ihrer Disziplin an, daß ihre Ergebnisse praktisch wirksam werden können. Wir wollen zwei Arten der praktischen Wirksamkeit unterscheiden. Man wird Ergebnisse der Sozialwissenschaften zum einen dann als praktisch wirksam betrachten, wenn sie zur Aufklärung der Menschen beitragen. Damit ist gemeint, daß Ergebnisse der Sozialwissenschaften falsche Informationen korrigieren und darauf basierende Einstellungen verändern. So zeigten sozialwissenschaftliche Forschungen, daß die Ursachen für Verbrechen in hohem Maße soziale Tatbestände wie z.B. illegale Gelegenheiten und nicht z.B. biologische Faktoren sind. Eine Vielzahl sozialwissenschaftlicher Ergebnisse haben im genannten Sinne aufklärerisch gewirkt.
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Literatur
Eine intensive methodologische Diskussion über die Logik der Anwendung von Sozial¬wissenschaften fand Ende der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre statt. Zur Position des kritischen Rationalismus vgl. insbesondere die Arbeiten von Hans Albert. Er hat zum einen einen Beitrag zur Klärung einer Vielzahl methodologischer Fragen der Anwendung von Sozialwissenschaften geleistet und sich zum anderen mit einer Reihe alternativer Positionen auseinandergesetzt, z.B. mit den Positionen von Gerhard Weisser, Klaus Lompe und den Kontrahenten im Positivismusstreit. Vgl. z.B. Albert 1956, 1960, 1963, 1968, 1969, 1978. Zur Position der sog. kritischen Theorie vgl. Adorno, Albert u. a. 1969.
Eine Reihe konkreter Regeln über die Vorgehensweise bei der praktischen Anwendung sozialwissenschaftlicher Theorien enthält Opp 1967.
Es soll hier nicht versucht werden, den Grad des praktischen Informationsgehalts zu präzi¬sieren. In erster Annäherung könnte man darunter die Anzahl der Variablen einer Theorie verstehen, die aus der Sicht eines Praktikers veränderbar sind.
Für mehr als zwei Ziele liegen Zielkonflikte dann vor, wenn bei der Realisierung eines der Ziele die Realisierung der anderen Ziele vermindert wird.
Es gibt eine umfangreiche Literatur darüber, wie man den Erfolg von Maßnahmen oder Maßnahmebündeln, d.h. von Programmen, prüft bzw. evaluiert. Vgl. z.B. Rossi und Freeman 1993.
Einen Überblick über zentrale Positionen findet man bei Albert 1961; Birnbacher und Hoerster 1976; Grewendorf und Meggle 1974. Vgl. auch Albert und Topitsch 1971. Eine gute Darstellung der verschiedenen moralphilosophischen Strömungen findet man bei Raphael 1994.
Als „Leerformeln“ werden zuweilen auch relativ unklare Begriffe bezeichnet. Zum Begriff der Leerformeln und auch zu deren Verwendung vgl. im einzelnen Degenkolbe 1965; Topitsch 1958, 1960; Schmid 1972.
Vgl. im einzelnen die Argumentation bei Friedrich Engels, Die Geschichte des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, z.B. in: Fetscher 1966.
Vgl. zu dieser Theorie die Literaturhinweise in Kapitel III, Abschnitt 26, Anmerkung 30.
Dies wird noch einmal deutlich auf S. 25–26 gesagt: „Verwenden im Fall der Sozialwissenschaft heißt: lesen, miteinander sprechen, aufschreiben, publizieren, unterschlagen, argumentieren, erklären, zurückweisen, zur Kenntnis nehmen, vergessen, sich zu eigen machen.“
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Opp, KD. (2002). Sozialwissenschaften und soziale Praxis. In: Methodologie der Sozialwissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95673-6_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95673-6_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-42759-1
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