Zusammenfassung
Zehn Jahre nach der staatlichen Vereinigung konstatieren auf Methoden der quantitativen empirischen Sozialforschung beruhende Jugendstudien ein frappierendes Maß an Gemeinsamkeiten der Werte und Lebensstile der 16-bis 24-Jährigen in beiden Teilen der Republik.1 „Die“ Jugend sorgt sich um die Zukunft, schätzt ihre Eltern, wünscht sich eine harmonische Familie und einen interessanten Beruf, dehnt die Jugendphase durch verlängerte Bildungszeiten aus, lebt in relativem Wohlstand, ist nicht kriminell und verhält sich auch sonst völlig unauffällig. In Ostdeutschland wirken das Erbe des sozialistischen Systems und traditionellere Erziehungsmuster allenfalls noch in Teilbereichen nach, etwa in der engeren Bindung an die Familie oder bei der höheren Wertschätzung der oft geschmähten Sekundärtugenden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Literatur
Vgl. für einen ersten Überblick die Expertise von Hans-Joachim Veen: „Jugend in den neuen Bundesländern — ihre soziale und wirtschaftliche Situation im Vereinigungspro-zeß“, in: Materialien der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“, hrsg. vom Deutschen Bundestag, Bd. III/3, Baden-Baden-Frankfurt/M. 1999, S. 2394–2448. Veen hat die wichtigsten Jugendstudien einschließlich der Shell-Studie von 1997 aufgearbeitet und zusammengefasst. Vgl. auch Uta Schlegel/Peter Förster (Hrsg.), Ostdeutsche Jugendliche. Vom DDR-Bürger zum Bundesbürger, Opladen 1997, sowie die Ergebnisse der 2. Welle des DJI-Jugendsurveys in Martina Gille / Winfried Krüger (Hrsg.), Unzufriedene Demokraten. Politische Orientierungen der 16- bis 29jährigen im vereinigten Deutschland, Opladen 2000.
Am 8. März. Veranstalter waren die Stadt Leipzig, die Universität Leipzig, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) (FH), das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI), die Bundesarbeitsgemeinschaft Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule e.V. (RAA) und die Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Leipzig.
Vgl. den Beitrag von Richard Stöss in Deutschland Archiv 2/2000. Einer Erhebung von Stöss und Oskar Niedermayer vom Juli dieses Jahres zufolge hat jeder fünfte Brandenburger und jeder achte Berliner ein rechtsextremes Weltbild.
Vgl. Hans-Georg Golz: ,„Kopien‘ und ,Nachäffer‘. Rechtsextreme Gewalt im letzten Jahrzehnt der DDR“, in: Gisela Helwig (Hrsg.), Rückblicke auf die DDR. Festschrift für Ilse Spittmann-Rühle, Köln 1995, S. 208–219.
Klaus Farin/Ingo Weidenkaff, Jugendkulturen in Thüringen, Bad Tölz 1999.
Allerdings war das Verhältnis der SED-Führung zur Jugend in der DDR stets von Misstrauen geprägt: „Die SED ist sich im Grunde völlig darüber im klaren, daß die Jugend in ihren Plänen eine unbekannte Größe darstellt. Deshalb ist die Partei unablässig bemüht, die Jugend in ihren Griff zu bekommen und ideologisch sattelfest zu machen.“ Gisela Helwig: „Jugend — eine unbekannte Größe. Schlechte Bilanz der 12. FDJ-Zentralratstagung“, SBZ-Archiv 17 (1966), H. 14, S. 213f., Zitat S. 213.
Vgl. Thomas R. Henschel: „Jugend“, in: Werner Weidenfeld/Karl-Rudolf Körte (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Einheit. 1949–1989-1999, Frankfurt am Main 1999, S. 475–486.
Berliner Zeitung vom 4.8.2000.
Sächsische Zeitung vom 31.8.2000.
Die Erhebung entstand am Zentrum für Europäische Bildungsforschung der FU Berlin im August und September 1997.
Jugend 2000. Die 13. Shell-Jugendstudie, hrsg. von der Deutschen Shell. Konzeption und Durchführung: Arthur Fischer, Yvonne Fritzsche, Werner Fuchs-Heinritz und Richard Münchmeier, Institut Psydata (Frankfurt am Main). 2 Bde., Opladen 2000.
Ebd., Bd. 1.S. 258ff.
Die Welt vom 19.4.2000.
Die Welt vom 14.8.2000.
Vgl. das Dokument, das ZIJ-Leiter Walter Friedrich am 9. Oktober 1989 Egon Krenz in Berlin überreichte, um Gewaltanwendung bei der bevorstehenden Montagsdemonstration in Leipzig zu verhindern. Reproduziert in: Ekkehard Kuhn, Der Tag der Entscheidung. Leipzig, 9. Oktober 1989, Frankfurt/M. 1992, S. 91–111. Friedrich hatte die Demonstration am Leipziger Hauptbahnhof zwei Tage zuvor beobachtet: „Vielleicht 2000 Jugendliche (von 15 bis 25 Jahren) standen einigen Hundert Polizisten gegenüber, die dann abzogen. Sie riefen Gorbi, Gorbi, — Wir bleiben hier — 1, 2, 3 — Knüppelpolizei.“ (ebd., S. 104)
Vgl. dazu Walter Friedrich/Peter Förster/Kurt Starke (Hrsg.), Das Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig 1966–1990. Geschichte, Methoden, Erkenntnisse, Berlin 1999.
Vgl. T. Henschel (Anm. 7), S. 480.
Peter Förster: „Die 25jährigen auf dem langen Weg in das vereinte Deutschland“, Aus Politik und Zeitgeschichte B 43–44/99, S. 20–31.
Sächsische Zeitung vom 28.3.2000.
Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugend ‘97. Zukunftsperspektiven, Gesellschaftliches Engagement, Politische Orientierungen, Opladen 1997.
Sächsische Zeitung vom 11.4.2000.
Frankfurter Rundschau vom 27.7.2000.
Im Gespräch mit der Zeit vom 27.7.2000.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Golz, HG. (2000). Verlorene Generation Ost?. In: Thierse, W., Spittmann-Rühle, I., Kuppe, J.L. (eds) Zehn Jahre Deutsche Einheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94958-5_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94958-5_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-94959-2
Online ISBN: 978-3-322-94958-5
eBook Packages: Springer Book Archive