Zusammenfassung
Die Idee, eine Studie über die kulturelle Strukturierung der Vergabe von Vornamen durchzuführen, geht auf ein Erlebnis aus dem Jahr 1986 zurück. Freunde von mir erwarteten ihr erstes Kind und waren auf der Suche nach einem Vornamen. Bei Wein und gutem Essen wurde zusammen mit anderen Freunden eine Vielzahl von Namens-alternativen diskutiert und abgewogen. Manche der vorgeschlagenen Namen wurden als für zu lang oder als zu kurz, andere als zu ordinär oder zu weit verbreitet befunden und entsprechend verworfen, bis man sich endlich auf einen Namen geeinigt hatte. Die Kriterien der Bewertung und der Steuerung der Auswahl wurden dabei nicht expliziert. Nichtsdestotrotz hatte man als Beobachter den Eindruck, dass der Suchprozess einem strukturierendem Prinzip unterworfen war, das sich nicht allein auf die individuellen Vorlieben der zukünftigen Eltern zurückführen ließ, sondern einer SozioLogik folgte, die sich aus der Sozialposition und der Milieueinbindung der Eltern ergab. Beide Elternteile waren und sind dem akademischen Niveaumilieu zuzuordnen, verfügen mit Hochschulabschlüssen nicht nur über die entsprechenden Bildungspatente, sondern auch über ein internalisiertes kulturelles Kapital, das sie in Musik, Literatur und Kunst bewandert macht und mit den Fertigkeiten ausstattet, ihren Geschmack auch milieuadäquat unauffällig-distinguiert zu inszenieren und sich gegenüber anderen Milieus abzugrenzen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Gerhards, J. (2003). Die Macht der Kultur der Gesellschaft. In: Die Moderne und ihre Vornamen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93558-8_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93558-8_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13887-9
Online ISBN: 978-3-322-93558-8
eBook Packages: Springer Book Archive