Zusammenfassung
Bildungspolitik gleich welcher Partei verfolgt Ziele, die sich in ihrer Reichweite unterscheiden. So werden nach der internationalen Leistungsvergleichsstudie „PISA 2000“ 11 Milliarden Euro bereitgestellt, um viele Schulen in Ganztagsschulen umwandeln zu können, weil nach den Ergebnissen der PISA-Studie gerade die erfolgreicheren Länder einen Ganztagsunterricht für die Schulkinder anbieten (Koalitionsvereinbarung SPD/Grüne nach der Wahl am 21. September 2002; taz vom 10.2.03). Das Ziel, die Zahl der Ganztagsschulen zu vermehren, wird sicherlich erreicht werden. Ob dadurch das weitergehende Ziel, in der nächsten Ländervergleichsstudie besser abzuschneiden, erreicht wird, ist nicht sicher, weil der Wirkungszusammenhang zwischen der Länge eines Schultags und den Schulleistungen nicht genau bekannt ist. Genauer betrachtet besteht gar kein direkter Zusammenhang, sondern es ist eine ganze Wirkungskette, deren einzelne Glieder bekannt sein müssten. Beispielsweise führt ein längerer Aufenthalt in der Schule zu mehr Zeit zum Lernen und mehr Zeit zum Lernen wird auch immer zum Lernen genutzt. Das heißt aber auch: Die Lehrer bereiten sich mehr vor, bringen mehr Stoff, fördern mehr, und mehr lernen führt zu besseren Leistungen in Tests, die auch bei der PISA-Studie verwendet wurden. Oder: Ein längerer Aufenthalt in der Schule führt zu mehr Zusammensein von Kindern aus Ausländerfamilien und sozial schwächeren Familien mit anderen Kindern und zu weniger Einfluss ihrer Familien. Dies wiederum führt zu mehr Lernmotivation bei diesen Kindern und auch dazu, dass intelligente Kinder aus diesen Familien verstärkt ihre Fähigkeiten in der Schule zeigen. Dadurch werden die Lernleistungen der Klassen insgesamt besser und daher schneiden sie bei den nächsten Tests besser ab.
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Müller-Benedict, V. (2004). Intendierte und nicht intendierte Folgen von Bildungspolitik — eine Simulationsstudie über die sozialstrukturellen Grenzen politischer Einflussnahme. In: Becker, R., Lauterbach, W. (eds) Bildung als Privileg?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93532-8_13
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