Zusammenfassung
Aus heutiger Sicht ist es zweckmäßig, die Entwicklung der gestalttheoretischen Psychologie unter Bezugnahme auf die atomistische Psychologie und die Assoziationspsychologie verständlich werden zu lassen (Katz, 1969, von W. Metzger u.a. bearbeitete und ergänzte vierte Auflage, S. 9).*)
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Literatur
Doch werden auf diese Weise ihre Wurzeln nur verkürzt erkennbar. Ash (1984) beschreibt ihre Entstehungsgeschichte unter dem Aspekt, daß experimentelle Psychologie zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein Teilgebiet der Philosophie war. Die einen „glaubten, daß empirische Forschung zur Lösung philosophischer Probleme… beitragen könnte. Als Beispiele dafür seien die Grazer Schule um Alexius Meinong und die Würzburger Schule um Oswald Külpe genannt…; die Arbeit beider Richtungen sollte nach den klaren Aussagen ihrer führenden Vertreter kritisch-realistische Erkenntnistheorien empirisch untermauern, um damit einen Mittelweg zwischen dem damals dominierenden neukantianischen Idealismus und dem sensationalistischen Positivismus zu finden.
Aber damit war der Konflikt mit der ‘reinen’ Philosophie unvermeidlich. Denn genau die Behauptung, daß es möglich ist, erkenntnistheoretische Positionen empirisch zu begründen, wurde von führenden Philosophen dieser Zeit, wie Wilhelm Windelband und Edmund Husserl, schärfstens zurückgewiesen: Sie meinten, das Wesen des Bewußtseins ließe sich nicht experimentell erschließen…
Die Gestalttheorie war eine der kohärentesten unter vielen Versuchen, die Herausforderungen, denen sich die experimentelle Psychologie im deutschsprachigen Raum gegenübersah, zu meistern. Die Gestalttheoretiker versuchten, durch eine radikale Reformierung psychologischer Kategorien eine Weltanschauung zu begründen, mit der der Dualismus in der Philosophie ohne Verzicht auf naturwissenschaftliche Methoden überwunden werden könnte… für sie war wissenschaftliche Psychologie mit Grundfragen der philosophischen Anthropologie unauflösbar verbunden“(Manuskript, S. 9/10).
Wer einen traditionsreichen Platz zwischen den Stühlen „reiner“Philosophie und philosophiefeindlicher Psychologie sucht: die Gestalttheorie bietet ihn, wie der fortlaufende Text weiter belegen dürfte.
Als Belege dafür, daß hier in bezug auf Watson keinesfalls übertrieben wird, vgl. z.B. in 1928, deutsch: o. J., S. 70/71; in 1930, deutsch: 1968, S. 239–247, 268.
Dieser Grundsatz kann jedoch auch, wie sich bei Eysenck zeigt, aus einer extrem den Faktor der Vererbung, der dem Beliebigkeitssatz widerspricht, betonenden Einstellung abgeleitet werden (vgl. S.7ff.).
Eine verläßliche zusammenfassende Darstellung der Lerntheorien von Thorndike, Pawlow, Guthrie, Skinner, Hull, Tolman u. a., welche die Lektüre der Originalliteratur sinnvoll zu ergänzen vermag, liefern Hilgard und Bower (Bd. 1, 1966, deutsch:. 1971). Auf die aus dem Zwang, komplexes menschliches und tierisches Verhalten auf diesen „kleinsten gemeinsamen Nenner“zurückzuführen, erwachsende Kompliziertheit von Erklärungen weisen die Autoren z. B. bei der Darstellung von Guthries Erklärung „absichtsvollen Verhaltens“hin (S. 104/105); vgl. auch Heckhausen (1975, S. 108).
Vgl. auch Heckhausen (1975, S. 107).
Vgl. auch Eysenck, 1975, 19762, wo seine Ansichten viel verführerischer wirken als in dem Vortrag vor dem „Deutschen Industrie- und Handelstag“(DIHT), aus dem hier zitiert wird; in seinem Buch nämlich sagt er zusätzlich viel Richtiges über die Unvollkommenheit gegenwärtiger psychologischer Theorien und Tests. Um so unverständlicher allerdings müssen dem kritischen Leser seine weitreichenden Schlußfolgerungen erscheinen.
Dies ist die zentrale These der gestalttheoretischen Erkenntnistheorie: des kritischen Realismus (vgl. Tholey, 1982).
Wie Rausch (1966, S. 880ff., vgl. Metzger, 1963, S. 74) darlegt, könnte Ehrenfels Gestaltqualität noch mehr im Sinne einer Fundierungstheorie verstanden haben. Gestaltqualität wäre dann etwas zusätzlich zum „Fundierenden“(den einzelnen unveränderten Elementen) hinzutretendes „Fundiertes“; wobei das „Fundierende“grundsätzlich unabhängig vom „neuentdeckten Fundierten“existiert und die Fundierungsrichtung einsinnig ist. Die Gestalttheorie versteht Gestaltqualität jedoch nicht „im Sinne eines quasi substantiell existierenden neuen Elementes“, sondern „im Sinne eines Attributs“; dies ermöglicht erst die Rede von den Ganz- und Teileigenschaften (die es nur in der Verbindung mit dem Ganzen gibt).
Vgl. zur Bedeutung der Gestalttheorie für die Wissenschaftstheorie (insofern über den Aspekt „Forschung“hinausgehend) Groebens Aufsatz (1975, S. 134ff.) über „Gestalttheorie als Irrationalismusbasis?“Selbst wenn der von Groeben so genannte „gestalt-switch“(Wahrnehmungsbeispiel: Vase/Gesichtsprofile) = irrationales Umschlagen eines wissenschaftlichen Paradigmas in ein anderes manchmal eintreten sollte (etwa phäno-menalistischer versus behavioristischer Standpunkt), dürfte heute eine historische Betrachtungsweise gerade in Hinblick auf das in Klammern genannte Beispiel eines psychologisch-wissenschaftstheoretischen Gegensatzpaares dabei hilfreich sein, aus der Irrationalität des Entweder-Oder herauszuführen (vgl. dazu insbesondere den neuen Beitrag von Kebeck und Sader, 1984).
Herausgefordert durch eine Kritik von Revesz an der Gestalttheorie, wonach es nötig sei, die Grundbegriffe und Grundthesen der Gestalttheorie zu revidieren (Revesz Zur Revision der Gestalttheorie. Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen, 1953, S. 89–110).
Vgl. hierzu auch neuere Untersuchungsergebnisse, die belegen, daß im Pro-zeß des Alterns zwar bestimmte Intelligenzbereiche beeinträchtigt werden, insgesamt aber Kompensationen erfolgen, derart, daß von einem generellen Abbau der Intelligenz keine Rede sein kann (Petzold/Bubolz, Hg., 1976).
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Walter, HJ. (1985). Zur Einführung in die Gestalttheorie. In: Gestalttheorie und Psychotherapie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93521-2_1
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