Zusammenfassung
Die Medienforschung hat das Selektionsverhalten professioneller Medien-Kommunikatoren bereits ausführlich untersucht. Die zunehmende Verbreitung der weltweiten Computemetze bedingt allerdings unter anderem, dass gerade im World Wide Web Personen zu Kommunikatoren werden, die nicht zwangsläufig fachlich oder institutionell für diese Tätigkeit legitimiert sind: ‚Massenmediale‘ Angebote wie die eigene Homepage werden von Personen gestaltet und verantwortet, die nicht unter den klassischen Kommunikatorbegiriff fallen. Somit stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien hier die jeweilige Selektion der publizierten Inhalte erfolgt.
Eine Befragung von Onlinekommunikatoren (Entscheidungsträger, die für Gestaltung und Inhalt des jeweiligen WWW-Angebots verantwortlich sind) vergleicht Privatpersonen, private Interessengruppen, Parteien, Unternehmen und klassische Medienanbieter im World Wide Web hinsichtlich verschiedener Aspekte ihrer Onlineaktivitäten. Es zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen diesen Gruppen — nicht nur was ihre Motivation und anvisierte Zielgruppe angeht, sondern auch in den verwendeten Quellen, Selektionsmechanismen und der wechselseitigen Koorientierung. Insgesamt müssen Onlinekommunikatoren als eine sehr heterogene Gruppe bezeichnet werden, auf die (auch hinsichtlich ihres Selektionsverhaltens) nicht notwendigerweise die klassischen Kennzeichen des Journalismus zutreffen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Literatur
Altmeppen, K.-D. (1998). Multimedia: Ein neuer Journalismus? Arbeitsmarkt, Tätigkeitsfelder und Qualifikationsbedarf. In: Neverla, I. (Hrsg.). Das Netz-Medium. Kommunikations- mssenschaftliche Aspekte eines Mediums in Entwicklung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 197–218.
Beck, K. (1999). Bezahlen in Digitalien — Vertrauen in elektronisches Geld? In: Rössler, P. & Wirth, W. (Hrsg.): Vertrauen im Internet. Zur Bedeutung von Glaubwürdigkeit für die On- line-Kommunikation. München: R. Fischer (im Druck).
Bliemel, F., Fassott, G. & Theobald, A. (Hrsg.) (1999). Electronic Commerce — Herausforderungen, Anwendungen, Perspektiven. Wiesbaden: Gabler.
Breed, W. (1955). Social Control in the Newsroom. A Functional Analysis. Social Forces, 33, 4, 326–335.
Bücher, H.-J. & Barth, C. (1998). Rezeptionsmuster der Online-Kommunikation. Empirische Studie zur Nutzung der Internetangebote von Rundfunkanstalten und Zeitungen.Media Perspektiven, 10, 517–523.
Dernbach, B. (1998). Braucht die Multimedia-Gesellschaft Berufskommunikatoren? Aufgaben und Anforderungen im Wandel. In: Dies., Rühl, M. & Theis-Berglmeir, A. M. (Hrsg.). Publizistik im vernetzten Zeitalter. Opladen: Westdeutscher Verlag, 53–67.
Dyson, E., Gilder, G., Keyworth, G. & Toffler, A. (1996). Magna Charta für das Zeitalter des Wissens. In: Bollmann, S. & Heibach, C. (Hrsg.). Kursbuch Internet. Anschlüsse an Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur. Mannheim: Bollmann, 98–109.
Eilders, C. (1997). Nachrichtenfaktoren und Rezeption. Eine empirische Analyse zur Auswahl und Verarbeitung politischer Information. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Erbring, L. (1989). Nachrichten zwischen Professionalitat und Manipulation. Journalistische Berufsnormen und politische Kultur. In: Kaase, M. & Schulz, W. (Hrsg.). Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde. Opladen: Westdeutscher Verlag, 301–313.
Ewald, K., Gscheidle, C. & Schröter, C. (1998). Professionalisierung und Sozialisierung im Onlinemedium. Internetangebote öffentlich-rechtlicher Rundfunkveranstalter in Deutschland 1998. Media Perspektiven, Heft 10, 508–516.
Galtung, J. & Rüge, M. H. (1965). The Structure of Foreign News. The Presentation of the Congo, Cuba and Cyprus Crises in Four Norwegian Newspapers.Journal of Peace Research, 2, 64–91.
Graef, L. (1997). Locker verknüpft im Cyberspace. Einige Thesen zur Änderung sozialer Netzwerke durch die Nutzung des Internet. In: Ders & Krajewski, M. (Hrsg.). Soziologie des Internet. Handeln im elektronischen Web-Werk. Opladen: Westdeutscher Verlag, 189–206.
Greve, D. (1996): Mehr als eine virtuelle Welt — Soziale Bewegungen im Internet. In: Kleinsteuber, H. J. (Hrsg.). Der „Information Superhighway”. Amerikanische Visionen und Erfahrungen. Opladen: Westdeutscher Verlag, 236–256.
Hoffmeister, K. & Roloff, K. (1996). Mit Pfeil und Bogen zur virtuellen Konsumentenjagd. Marketing im Internet. In: Bollmann, S. & Heibach, C. (Hrsg.). Kursbuch Internet. Anschlüsse an Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur. Mannheim: Bollmann, 210- 217.
Höflich, J. (1996). Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation. Grundlagen, organisatorische Verwendungen, Konstitution „elektronischer Gemeinschaften”. Konstanz: UVK Medien.
Kamp, H.-C. (1998). Zukunft Online? Zur Nutzung von Print- und Online-Tageszeitungen im Vergleich. In: Neverla, I. (Hrsg.). Das Netz-Medium. Kommunikationswissenschaftliche Aspekte eines Mediums in Entwicklung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 277–298.
Kepplinger, H. M. (1998). Der Nachrichtenwert der Nachrichtenfaktoren. In: Holtz-Bacha, C., Scherer, H. & Waldmann, N. (Hrsg.). Wie die Medien die Welt erschaffen und wie die Menschen darin leben. Opladen: Westdeutscher Verlag, 19–38.
Klettke, S., Link, P., Remberg, S. & Wöbking, M. (1998). Der digitale Zeitungskiosk. Eine Ty- pologisierung von Online-Zeitungen. In: Neverla, I. (Hrsg.). Das Netz-Medium. Kom- munikationswissenschaßiche Aspekte eines Mediums in Entwicklung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 263–276.
Maletzke, G. (1963). Psychologie der Massenkommunikation. Theorie und Systematik. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut.
Marschall, S. (1998). Wirkungen von Online-Kommunkation auf das Kommunikationsmanagement von Organisationen — am Beispiel der PR des Deutschen Bundestags. In: Rössler, P. (Hrsg.). Online-Kommunikation. Beiträge zu Nutzung und Wirkung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 189–206.
Mast, C., Popp, M. & Theilmann, R. (1997). Journalisten auf der Datenautobahn. Qualifikationsprofile im Multimedia-Zeitalter. Konstanz: UVK Medien.
Müller, C. (1998). Parteien im Internet. In: Gellner, W. & Korff, F. von (Hrsg.). Demokratie und Internet. Baden-Baden: Nomos, 157–169.
o. Verf. (1999). Produktwerbung hat Priorität, w & v, Heft. 2, 109.
Ognianova, E. (1998). The value of the journalistic identity on the World Wide Web. Paper Presented to the AEJMC Conference, Baltimore.
Pfetsch, B. (1994). Themenkarrieren und politische Kommunikation. Zum Verhältnis von Politik und Medien bei der Entstehung der politischen Agenda. Aus Politik und Zeitgeschichte, 39, 11–20.
Plate-Spandau, C. von (1997). Online-Shopping im Marketing-Mix. Marketing-Strategien am Beispiel der Tourismus-Branche. Stuttgart: Edition 451.
Pürer, H. (1997). Zwischen Tradition und Wandel: Zum Stand der Kommunikatorforschung in Deutschland. In: Fünfgeld, H. & Mast, C. (Hrsg.). Massenkommunikation. Ergebnisse und Perspektiven. Opladen: Westdeutscher Verlag, 89–123.
Robinson, J. G. (1973). Fünfundzwanzig Jahre „Gatekeeper’-Forschung: Eine kritische Rückschau und Bewertung. In: Aufermann, J., Bohrmann, H. & Sülzer, R. Gesellschaftliche Kommunikation und Information. Forschungsrichtungen und Problemstellungen. Ein Arbeitsbuch zur Massenkommunikation I. Frankfurt: Athenäum Fischer, 344–355.
Rössler, P. & Wirth, W. (Hrsg.) (1999): Vertrauen im Internet. Zur Bedeutung von Glaubwürdigkeit für die Online-Kommunikation. München: R. Fischer (im Druck).
Rössler, P. (Hrsg.). Online-Kommunikation. Beiträge zu Nutzung und Wirkung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Rötzer, F. (1996). Aufmerksamkeit — der Rohstoff der Informationsgesellschaft. In: Bollmann, S. & Heibach, C. (Hrsg.). Kursbuch Internet. Anschlüsse an Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur. Mannheim: Bollmann, 83–97.
Schiller, D. (1998). Parlamente Online: Zum Strukturwandel parlamentarischer Öffentlichkeit im Internet-Zeitalter. In: Gellner, W. & Korff, F. von (Hrsg.). Demokratie und Internet. Baden-Baden: Nomos, 127–143.
Scholl, A. & Weischenberg, S. (1998). Journalismus in der Gesellschaft. Theorie, Methodologie und Empirie. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Scholl, A. (1997). Journalismus als Gegenstand empirischer Forschung: ein Definitionsvorschlag. Publizistik, 42, 468–486.
Schulz, W. & Leidner, D. (1998). Das Netz als Quelle. Die Nutzung von Internet und Online- Diensten durch Publizistische Medien. In: Hagen, L. (Hrsg.). Online-Medien als Quellen politischer Information. Empirische Untersuchungen zur Nutzung von Internet und On- line-Diensten. Opladen: Westdeutscher Verlag, 169–199.
Schulz, W. (1976). Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. Freiburg, München: Alber.
Schulz, W. (1997). Neue Medien — Chancen und Riskien. Tendenzen der Medienentwicklung und ihre Folgen. Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 42, 3–12.
Schweiger, W. (1998). Wer glaubt dem World Wide Web? Ein Experiment zur Glaubwürdigkeit von Nachrichten in Tageszeitungen und im World Wide Web. In: Rössler, P. (Hrsg.). Online-Kommunikation. Beiträge zu Nutzung und Wirkung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 123–146.
Shapiro, E. & Shapiro, L. (1997). Presentation of Self in Virtual Life. Web Page Personas in Cyberspace. Paper presented to the Annual ICA Conference, Jerusalem, July 1998.
Spott, M., Rieß, M. & Zeh, R. (1998). Nutzung von Online-Zeitungen. Betrachtungen am Fallbeispiel SZoaNet. In: Hagen, L. (Hrsg.). Online-Medien als Quellen politischer Information. Empirische Untersuchungen zur Nutzung von Internet und Online-Diensten. Opladen: Westdeutscher Verlag, 130–168.
Staab, J. F. (1990). Nachrichtenwerttheorie. Formale Struktur und empirischer Gehalt. Freiburg/München: Alber.
Weinreich, F. (1997). Moderne Agoren. Nutzungsweisen und Perspektiven von Mailbox-Systemen. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag.
Weischenberg, S., von Bassewitz, S. & Scholl, A. (1989). Konstellationen der Aussagenentstehung. Zur Handlungs- und Wirkungsrelevanz journalistischer Kommunikationsabsichten. In: Kaase, M. & Schulz, W. (Hrsg.). Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde. Opladen: Westdeutscher Verlag, 280–300.
White, D. M. (1950). The „Gate Keeper”: A Case Study in the Selection of News. Journalism Quarterly, 27, 383–390.
Wirth, W. & Brecht, M. (1998). Medial und personal induzierte Selektionsentscheidungen bei der Nutzung des World Wide Web. In: Rössler, P. (Hrsg.). Online-Kommunikation. Beiträge zu Nutzung und Wirkung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 189–206.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Rössler, P. (1999). „Wir sehen betroffen: die Netze voll, und alle Schleusen offen...“. NETSELEKT — eine Befragung zur Auswahl von Webinhalten durch Onlinegatekeeper. In: Wirth, W., Schweiger, W. (eds) Selektion im Internet. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91623-5_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91623-5_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13326-3
Online ISBN: 978-3-322-91623-5
eBook Packages: Springer Book Archive